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Staatskanzlei erhält neuen Chef

Ministerpräsident Rüttgers wechselt Spitze der Regierungszentrale aus

Düsseldorf (dpa). Gut ein Jahr nach seinem Amtsantritt hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) die komplette Spitze seiner Regierungszentrale ausgewechselt.
Chef der Staatskanzlei: Karsten Beneke. Regierungssprecher: Andreas Krautscheid.
Der bisherige Chef der Staatskanzlei, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, räumt ebenso seinen Posten wie Regierungssprecher Thomas Kemper. Neuer Chef der Staatskanzlei ist seit gestern der bisherige Bevollmächtigte des Landes beim Bund, Karsten Beneke. Regierungssprecher und Staatssekretär für Medien wird am 1. September der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Krautscheid.
Grosse-Brockhoff (56) bleibt Staatssekretär für Kultur. Er werde sich künftig auf eigenen Wunsch ganz auf diese Aufgabe und das Projekt »Kulturhauptstadt 2010« konzentrieren, hieß es in der Mitteilung. Über die Ablösung von Grosse-Brockhoff wurde bereits seit längerer Zeit spekuliert. Er war unter anderem in die Kritik geraten, weil er nicht an der entscheidenden Jury-Sitzung zur Vergabe des Düsseldorfer Heine-Preises an Peter Handke teilgenommen hatte.
Kemper kehrt nach Angaben der Landesregierung aus persönlichen Gründen in die Wirtschaft zurück. Der 54-Jährige war vor seiner Ernennung zum Regierungssprecher und Staatssekretär für Medien Direktor bei der Harpen AG in Dortmund.
Der neue Staatskanzlei-Chef Beneke (47) war seit Juli 2005 Staatssekretär beim Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und damit auch Vertreter des Landes in Berlin. In den 90er-Jahren hat er im Bundesforschungsministerium gearbeitet, das damals von Rüttgers geleitet wurde. Sein Nachfolger im Europaministerium wird der Journalist und Autor Michael Mertes.
Krautscheid (45) war von 1994 bis 1998 CDU-Bundestagsabgeordneter. Erfahrungen mit den Medien bringt der Jurist aus der Zeit von 1992 bis 1994 mit, als er stellvertretender Sprecher der CDU Deutschlands war. Seit 2002 war er für die deutsche Telekom tätig.
Die Personalveränderungen sind mit einer Neuorganisation der Staatskanzlei verbunden. Die von der rot-grünen Landesregierung weitgehend übernommene Struktur werde den komplexen Aufgaben der Staatskanzlei nicht gerecht.
SPD-Fraktionschefin Hannelore Kraft erklärte, Rüttgers wolle mit den »Bauernopfern« Grosse-Brockhoff und Kemper vom eigenen Versagen ablenken. »Er hofft wohl, im Windschatten der Sommerferien und der Fußball-WM die Auswechslung der führenden Koordinatoren in der Regierungszentrale über die Bühne zu bringen.«

Artikel vom 06.07.2006