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Kirchenreform

Geldnot fördert Umdenken


»Gegen den Trend wachsen« soll die Evangelische Kirche in Deutschland. Und von einem »Mega-Trend zur Spiritualität« sprach der Vorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, gestern in Berlin bei der Vorlage eines großen Reformplanes.
Wer lange nicht mehr in der Kirche war, der mag sich die Augen reiben. Dennoch sind die hehren Worte nicht unbedingt zu hoch gegriffen. Denn tatsächlich halten beide großen Kirchen ein breites Angebot vor, vom traditionellen sonntäglichen Gottesdienst bis zu bestens ausgestatteten Gemeindezentren und Gemeinschaftseinrichtungen. Die Menschen müssen sie nur nutzen.
Wenn es an etwas fehlt, dann an mehr Gläubigen über die gottlob vielerorts noch funktionierenden inneren Zirkel hinaus. Und an vielen Orten erfüllen buntes Leben und der Geist Gottes in bestem Einvernehmen die Räumlichkeiten. Das macht Huber so zuversichtlich.
Daneben gibt es aber auch Strukturen, die nur noch existieren, weil es sie schon immer gab. Extrembeispiele finden sich in den jungen Ländern, aber auch in der westfälischen Kirche sind, wie der Präses jüngst selbst erklärte, in fünf Jahrzehnten so viele Gebäude entstanden wie in fünf Jahrhunderten zuvor. Überkapazitäten kosten Geld, sie abzubauen ist derzeit Trend, »bei Kirchens« aber besonders heikel.
Die zunehmende Finanznot wird die Einsicht reifen lassen, dass eine kirchliche Föderalismusreform überfällig ist. Reinhard Brockmann

Artikel vom 06.07.2006