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Federers Rasen-Lektion

Wimbledon: Schweizer im Finale gegen Rafael Nadal

London (dpa). Der vierte Wimbledon-Titel in Serie ist für Roger Federer zum Greifen nah. »King Roger«, wie der Schweizer von den Briten respektvoll genannt wird, machte am Freitag in London auf seinem rasanten Erfolgsweg bei den All England Championships auch vor dem »alten Schweden« Jonas Björkman (34) nicht halt.

Im kürzesten Halbfinale auf dem »Heiligen Rasen« seit 1972 siegte der zehn Jahre jüngere Topfavorit in nur 77 Minuten mit 6:2, 6:0, 6:2 gegen den Vorschlussrunden-Neuling aus Vaxjö und buchte mit seinem 47. Rasensieg nacheinander sein fünftes Grand-Slam-Finale in Serie. »Ich habe exzellentes Tennis gespielt. Aber noch steht ein Match aus. Und das wird nicht einfach«, sagte Federer unmittelbar nach dem Matchball.
Gegner im Endspiel am Sonntag (15 Uhr MESZ), das der dominant wie nie auftrumpfende Federer erstmals ohne Satzverlust erreichte, ist French-Open-Sieger Rafael Nadal. Der Spanier, der im Regen von London stundenlang auf seinen Einsatz gegen den Zyprioten Marcos Baghdatis warten musste, hatte ihm vor einem Monat im finalen Match von Roland Garros eine bittere Niederlage zugefügt. Nadal gewann gegen Baghdatis am Freitag Abend 6:1, 7:5, 6:3. Die Bilanz im Finale spricht für Nadal: Feder liegt 1:6 hinten.
»Roger hat alles, um meine Rekorde zu brechen«, sagte der siebenmalige Wimbledonsieger Pete Sampras, der als bis dato letzter Tennisprofi vier Mal in Serie an der Church Road triumphierte (1997-2000).
Wie übermächtig der Weltranglisten-Erste auf dem »Heiligen Rasen« ist, musste Björkman schon nach wenigen Minuten der Partie erkennen, die im regnerischen London erst mit zwei Stunden Verspätung beginnen konnte. Schon im dritten Spiel kassierte er das erste Break. Auch danach blieb ihm in der Tennis-Lehrstunde nur das Nachsehen.
Björkman genoss trotzdem jede Sekunde seines zweiten Halbfinals bei einem Grand-Slam-Turnier. »Ich weiß, dass ich in meinem Alter nicht mehr so oft die Chance zu solch einem Match bekomme«, sagte der mit 34 Jahren älteste Wimbledon-Halbfinalist seit Jimmy Connors 1987. »Ich freue mich, dass ich gegen den besten Spieler der Welt und einen wirklich guten Freund antreten durfte.«
»Ich kann sagen, was ich will, denn gewinnen kann ich sowieso nicht«, hatte Björkman noch kurz vor dem Match auf die Frage gesagt, was er im Falle eines Sieges machen würde. Dass aus einer Weltreise oder dem in Aussicht gestellten Glatzenschnitt nichts werden würde, zeigte sich rasch. Seelenruhig und in allen Belangen meilenweit überlegen, schickte Federer den Schweden über den Rasen. Am Ende hatte Björkman wenigstens vier Spiele für sich entscheiden können.

Artikel vom 08.07.2006