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Eusebios Erben wollen den Erfolg

Letzte Vorstellung von Figo - Auch Trainer Scolari denkt an Abschied

Von Klaus Lükewille
Stuttgart (WB). Dritter! Das hat Portugal bei einer WM schon einmal geschafft. Am 28. Juli 1966 setzte sich die Mannschaft in England im »kleinen Finale« gegen die Sowjetunion mit 2:1 durch.

Eusebio und Torres erzielten damals die Treffer. Und der große Eusebio, er sitzt an diesem Samstag selbstverständlich wieder auf der Tribüne, wenn Portugal in Stuttgart um 21 Uhr gegen Deutschland einläuft. »Die Mannschaft hat unser Land hervorragend vertreten, der dritte Platz wäre der verdiente Lohn«, stellte der Weltklasse-Torjäger von gestern fest, der den Profis von heute große Komplimente macht: »So schnell und so dynamisch haben wir damals nicht gespielt. Ich bin beeindruckt, wie unseren Super-Technikern Figo und Deco bei höchstem Tempo noch so präzise Pässe gelingen.«
Allerdings: Nach der Niederlage gegen Frankreich im Halbfinale ist von den Portugiesen in Stuttgart nicht unbedingt eine Steigerung zu erwarten. Doch die erste, große Enttäuschung wurde inzwischen verarbeitet, sie blicken alle wieder trotzig nach vorn. Wie der VfB-Profi Fernando Meira, der sein Stuttgarter Stadion unbedingt als Sieger verlassen möchte: »Wir wollen unsere sehr gute WM mit Platz drei abschließen.«
Auch Luis Figo hat sich noch einmal viel vorgenommen. Denn Stuttgart, das wird für ihn Länderspiel Nummer 127 - und gleichzeitig sein Abschluss-Ball in Diensten von Portugal. »Danach ist es vorbei, danach spiele ich nur noch für Inter Mailand«, kündigte der Kapitän an. Es soll auf keinen Fall einen erneuten Rücktritt vom Rücktritt mehr geben. Nach seiner Demission im Sommer 2004 hatte ihn Trainer Luiz Felipe Scolari noch einmal überreden können, und freut sich über diese Personal-Wahl: »Figo war bei dieser WM für unsere Mannschaft ein sehr, sehr wichtiger Spieler.« Platz drei - das wäre noch eine kleine Krönung am Ende einer internationalen Karriere im Nationaltrikot, die für Figo vor 15 Jahren begann. Da wurde er mit Portugal Junioren-Weltmeister. Zum »richtigen« WM- oder EM-Titel hat es dann für die sogenannte »Goldene Generation«, zu der auch Könner wie Rui Costa, Conceicao, Nuno Gomes und Pauleta gehörten, nie gereicht.
Dabei sitzt ja ein anerkannter Weltmeister-Macher auf der Bank. Der Brasilianer Scolari, der sein Land 2002 zum Titel dirigierte, darf aber mit den Erfolgen in Portugal sehr zufrieden sein. Als EM-Gastgeber 2004 scheiterte die Elf erst im Finale an den defensiven Griechen, die vorher schon Frankreich und Tschechien ausgekontert hatten. Jetzt, bei der WM 2006, winkt Platz drei. Viel spricht dafür, dass die Partie von Stuttgart auch Scolaris Abschiedsspiel wird. Sein Vertrag läuft aus. Und portugiesische Zeitungen melden bereits die endgültige Trennung. Scolari gilt in Brasilien als heißer Favorit. Als Nachfolger seines gescheiterten Nachfolgers Carlos Alberto Parreira.

Artikel vom 08.07.2006