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Na Li lässt deutsches Fedcup-Team zittern

Rittner fürchtet den schweren Gang nach China

London (dpa). Was den deutschen Fedcup-Spielerinnen nächste Woche in Peking blüht, hat Chinas Topspielerin Na Li in Wimbledon gezeigt.
Die 24-Jährige aus Wuhanstürmte als erste Tennisspielerin aus dem Reich der Mitte ins Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers und brachte dabei auf dem »Heiligen Rasen« auch Kim Clijsters zum Staunen. »Wenn sie mehr solche Matches gespielt hat, wird es nicht lange dauern, bis sie den ganz großen Durchbruch schafft«, sagte die Belgierin, die nur mit Mühe 6:4, 7:5 gewann.
»Sie gehört ganz sicher unter die besten 20 der Welt«, urteilte die deutsche Fedcup-Chefin Barbara Rittner. Schon beim Turnier in Berlin hatte sie Na Li und die anderen chinesischen Spielerinnen beobachtet, von denen inzwischen sechs unter den Top Hundert notiert sind. Na Li, die nebenher Journalistik studiert, hat ihr dabei am meisten Respekt eingeflößt. »Sie ist zäh und schaltet schnell um von Defensive auf Offensive.«
Am Sonntag startet die deutsche Mannschaft zum schweren Gang nach Peking, wo es am 15. und 16. Juli auf einem Hartplatz um den Verbleib in der Weltgruppe geht. »Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung«, sagte Rittner. »Anna-Lena Grönefeld muss schon ihr bestes Tennis spielen, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen.« Die in Wimbledon schon in der ersten Runde ausgeschiedene Nordhornerin ist die große Hoffnung des ersatzgeschwächten Teams.
Weil Julia Schruff und Martina Müller nicht mit nach Peking wollen und das Fedcup-Team in der schweren Abstiegspartie im Stich lassen, ist Rittner gezwungen, in Jasmin Wöhr, Kathrin Wörle und Kristina Barrois noch unerfahrenere Spielerinnen mitzunehmen. Viel wird auch davon abhängen, wie die Mannschaft mit der Atmosphäre in dem 3000 Zuschauer fassenden Tennis-Stadion der Olympia-Stadt von 2008 zurecht kommen wird. »Ich habe mir sagen lassen, dass es nicht einfach dort ist«, erzählte Rittner.
»Wir werden gewinnen, da bin ich mir sicher«, sagte Na Li, die Andre Agassi und Lindsay Davenport verehrt und vor zwei Jahren als erste Chinesin einen WTA-Titel errungen hat. »Die deutsche Mannschaft ist nicht so stark. Eine steht kurz vor den Top Ten«, meinte sie. Während Anna-Lena Grönefeld die Last der Verantwortung allein tragen muss, teilen sich diese bei den Gastgebern eine ganze Reihe von Spielerinnen. Zi Yan und Jie Zheng zum Beispiel, die ein starkes Doppel bilden und im Januar die Australian Open gewannen. Oder die Doppel-Olympiasiegerinnen Ting Li und Tiantian Sun. Na Li gehört seit zwei Wochen zu den besten 30 der Welt. »Und sie hat das Potenzial, eine Top-Ten-Spielerin zu werden«, sagte Kim Clijsters.

Artikel vom 06.07.2006