Von Uwe Koch Hiddenhausen (WB). 3500 Euro Schadensersatz erhält eine Autofahrerin aus Hiddenhausen (Kreis Herford), deren Wagen nach einer Motor-Innenreinigung kollabierte. Das Landgericht Bielefeld verurteilte jetzt eine Kfz-Werkstatt aus Bünde zur Zahlung dieser Summe.
Eigentlich hatte Sandra H. aus Hiddenhausen in der Werkstatt nur einen Ölwechsel an ihrem Saab 900 durchführen lassen wollen. Die Mechaniker der freien Werkstatt überredeten die Autofahrerin jedoch auch zu einer Motor-Innenreinigung, empfahlen das Spezialmittel »Fit + Safe«. Der Reiniger entferne schädliche Ablagerungen an Lagern, Kolben und Ventiltrieb. Die leistungshemmenden Ölschlämme würden gelöst und abgeführt, selbst an alten Autos steige danach die Kompression und damit die Motorleistung. Die Frau akzeptierte und ließ den Motor ihres Saab 900 (Laufleistung: 114 000 Kilometer) reinigen. Mit einem fatalen Ergebnis: Denn nach nur 80 Kilometern Fahrt nach Ölwechsel und Reinigung machte der Motor schlapp. Der Motor musste komplett überarbeitet werden. Kosten insgesamt: 3500 Euro. Dieses Geld klagte Sandra H. jetzt erfolgreich von der Werkstatt ein. Schon das Amtsgericht gab der Autofahrerin Recht, und das Landgericht Bielefeld bestätigte dieses Verbraucherurteil. Kfz-Sachverständiger Hellmut-Dieter Reuter stellte unmissverständlich fest, daß Motor-Innenreiniger bei älteren Fahrzeugen mit hoher Laufleistung nicht angewendet werden dürfen - es sei denn, das Triebwerk werde anschließend zerlegt und gereinigt. Bei alten Motoren gebe es Ablagerungen an den Innenwänden der Kammern. Große Partikel dieser Ölschlämme würden durch den Reiniger gelöst, das Ölsieb werde zwangsläufig verstopft. Danach werde der Motor nicht mehr mit Öl versorgt. Während man neue Automotoren problemlos in regelmäßigen Abständen reinigen lassen könne, sollte man, so Reuter, bei alten Autos davon absehen. Der Saab, so der Gutachter, wäre ohne Reinigung noch 150 000 Kilometer gefahren.Az. 20 S 128/05
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