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»Artepuri«:
Reinigung
auf Rügen
Wenn der Hausarzt keine Antwort hat
Binz (WB). Nicht der Arzt, sondern der Körper heilt die Krankheit. Wo der Patient ein Gast und der Mediziner partnerschaftlicher Freund ist, fügen sich Therapie und Urlaub zu einem ganzheitlichen Erholungs-Erlebnis. Auf Rügen lässt sich dieses einzigartige Konzept namens »Artepuri« jetzt erleben - und ab 2008 auch nahe Puerto de la Cruz auf Teneriffa. Damit wird ein ganz neues Kapitel des Gesundheitstourismus aufgeschlagen.
»Artepuri« - das ist mehr als Leben nach der Devise »purify your life« - es ist die »Kunst der Reinigung« und soll zur Luxusmarke im privatwirtschaftlichen Gesundheits-Sektor werden. Aus der Zwei-Klassen-Medizin wird quasi eine Drei-Klassen-Medizin, denn die gesetzlichen Krankenversicherungen beteiligen sich nicht an den Behandlungskosten, die Privatkassen nur teilweise.
Gründer Dr. Alex Witasek hat sich damit einen Lebenstraum verwirklicht. Seine medizinische Laufbahn begann als Orthopäde und Chirurg. Für die UNO war er längere Zeit in Syrien tätig, ehe er im traditionsreichen Golfhotel Dellach am Wörthersee in die Mayr-Medizin einstieg und später dann Chefarzt des Lanserhofes bei Innsbruck wurde. Patienten wie der russische Oligarch und »FC-Chelsea«-Besitzer Roman Abramowitsch, aber auch diverse TV-Größen und etliche Unternehmerpersönlichkeiten aus deutschen Landen vertrauen ihm. Doch erst die Kombination des Hotels »Meersinn« in Binz auf Rügen mit dem »Artepuri Med Center« bietet dem glühenden Verfechter von Globalisierung und Vernetzung die Basis für ein nachhaltiges Gesundheitskonzept. Seine Vision: »Der Reichtum der Zukunft definiert sich als Bewusstsein für ein gesünderes Leben«.
Freilich: mit durchschnittlich 4000 Euro für einen zweiwöchigen Aufenthalt, der als Minimum sinnvoll ist, spricht diese Form des Gesundheitsurlaubs nur Reiche an. Die gebotene Qualität allerdings überzeugt: Witasek und sein Ärzteteam haben Antworten, wo der Kassenarzt sprachlos bleibt. Mehr noch: Dort verbinden sich diagnostisches Geschick mit einem hohen Maß an Menschenkenntnis.
Die Heilkunde nach Dr. F.X. Mayr dient Witasek und seinen zwei Kollegen als Basis, doch nach der Askese der Entschlackung folgt mit dem Gastrokonzept der »Gustogenese« kulinarischer Genuss ohne Reue. Dabei wird jedem Gast das Essen individuell nach seinen Bedürfnissen gewürzt. Dafür teil Witasek die Menschen in vier Typen ein: »Heiß-trocken sind die dürren Marathonläufer, heiß-feucht die schnarchenden Schweinshaxen-Liebhaber und Workaholics mit Kugelbauch, kalt-trocken der hypochondrische, dogmatisch-vegetarische Lehrertyp, feucht-kalt der bedächtige Genießer à la Peter Ustinov.« Diese Typbestimmung erfolgt nach einer Eingangsuntersuchung, in deren Rahmen sich Witasek zunächst einen ganz unvoreingenommenen Eindruck verschafft, ehe die Gäste dann nach Befindlichkeit und medizinischer Vorgeschichte befragt werden.
Die mögliche Behandlung reicht dann von so angenehmen Dingen wie der kombinierten Massage und Algenpackung auf der Wasserliege über Detox-Lymphdrainage mittels Unterdruck-Glasglocken bis hin zum individuell dosierten Sport. Die Mayr'sche Bauchbehandlung erfolgt mit hohem Körpereinsatz - da nimmt der Doc nicht nur seine Patienten, sondern auch sich selbst richtig 'ran. Nur der Infusionsraum deutet im Grunde genommen darauf hin, dass es bei »Artepuri« eben um mehr als »Medical Wellness« geht. So werden im Kosmetikbereich auch Präparate eingesetzt, die der medizinischen Verordnungspflicht unterliegen und dementsprechend hochwirksam sind.
Der unter anderem an der Berolinaklinik in Bad Oeynhausen ausgebildete Dr. Hartmut Horn wartet zudem mit einer technischen Neuerung auf: Er nutzt breitbandige sanfte Radiowellen zur Therapie. Diese gehören wie das Licht zu den Strahlen aus dem Universum, können aber auch künstlich erzeugt werden. »Dahinter steht das Prinzip des Dualismus von Materie und Energie. Die biophysikalische Anwendung kann klassische Therapien ergänzen, sie erweitert das Spektrum der Behandlung um diverse Optionen.«
Nicht immer kann Dr. Alex Witasek seinen Gästen jedoch unangenehme Wahrheiten ersparen. So muss beispielsweise bei Laktose- oder Fructose-Unverträglichkeit generell der künftige Speiseplan angepasst werden. Dennoch hat der Arzt auch eine gute Nachricht: »Viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind gar nicht echt, sondern ein Problem der unvollständigen Verdauung. Fehlverdauung sorgt übrigens auch für Gärungsgifte im Darm, die Folge ist morgens zu spüren, wenn man zum Wachwerden erst mal einen Kaffee braucht.« Daher sein Rat: »Abends nur noch Fisch und gekochtes Gemüse - aber auf keinen Fall Rohkost.« Und wer unbedingt den »süßen Zahn« füllen muss: tagsüber wirken zuckerhaltige Leckereien weniger schlimm. Deshalb gibt es im Hotel Meersinn« für einige Gäste auch nach dem Mittagessen ein Dessert. Thomas Albertsen

Artikel vom 02.03.2007