05.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit 80 statt 40 in
die Kurve gerast

Spanien trauert um U-Bahn-Tote

Valencia (dpa). Die Ursache der U-Bahn-Katastrophe von Valencia mit 41 Toten und fast 50 Verletzten scheint geklärt. Der Unglückszug fuhr doppelt so schnell wie erlaubt.
König Juan Carlos und Königin Sofia trauern um die Opfer. Foto: dpa

Die Auswertung der »Black Box« ergab einem Bericht des staatlichen Rundfunks zufolge, dass die U-Bahn mit Tempo 80 in eine Tunnelkurve raste, zulässig waren nur 40. Dabei war der Zug entgleist. Einen Tag nach dem schwersten U-Bahn-Unglück in der Geschichte des Landes gedachten Zehntausende Spanier der Opfer. Landesweit kamen die Menschen vor den Rathäusern zu fünf Schweigeminuten zusammen.
Der Lokführer, der selbst bei dem Unfall getötet wurde, sei für den Beruf nicht ausreichend ausgebildet gewesen, kritisierte ein Sprecher der Bahngewerkschaft. Es habe sich um einen U-Bahn- Mitarbeiter gehandelt, der eine zweiwöchige praktische Einweisung erhalten habe. Üblich seien zwei Monate. Die Ermittler führten das Unglück auf menschliches Versagen zurück. Ein Unwohlsein oder ein Ohnmachtsanfall des Lokführers sei nicht ausgeschlossen. Jedenfalls sei er nicht in der Lage gewesen, rechtzeitig zu reagieren. Er habe plötzlich Vollgas gegeben und unmittelbar vor dem Unfall erfolglos versucht, den Zug abzubremsen. Der Mann sei erst seit einem halben Jahr als Lokführer tätig gewesen.
Zu dem Unglück war es gekommen, als am Montag ein mit etwa 150 Fahrgästen besetzter Zug in der Kurve eines Tunnels nahe der Jesús-Station im Zentrum der Stadt entgleiste und zwei Waggons umstürzten. Die Feuerwehr konnte diese inzwischen heben, weitere Leichen wurden nicht entdeckt.

Artikel vom 05.07.2006