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Kabila hofft auf Unterstützung

Jung sichert Kongo weitere Hilfe zu - Ausrüstungsmängel beklagt

Kinshasa (dpa). Der kongolesische Staatspräsident Josef Kabila hofft darauf, dass die EU über die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen hinaus Verantwortung in seinem Lande übernehmen wird.

Das habe er in einem Gespräch mit Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gestern in Kinshasa gesagt, teilte dessen Sprecher Thomas Raabe mit. Kabila gehe es dabei nicht um eine weitere Stationierung von Soldaten, sondern etwa um militärische Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Streitkräften. Jung sicherte Kabila weitere Unterstützung der Europäischen Union zu. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht.
Kabila sagte, die Europäer kämen in einem »historischen Moment« in sein Land. Er blicke angesichts der ersten freien Wahlen seit mehr als vier Jahrzehnten optimistisch in die Zukunft. Er hoffe auf wirtschaftlichen Aufschwung und darauf, dass sich der demokratische Aufbruch seines Landes auch auf die Nachbarstaaten auswirke. Der Kongo habe auf Grund seiner zentralen Lage eine besondere Bedeutung.
Jung machte in dem Gespräch deutlich, dass sich die EU mit der Sicherung der Wahlen am 30. Juli absolut neutral verhalten und für niemanden Partei ergreifen werde. Die EU entsendet vier Monate lang 2000 Soldaten, darunter 780 deutsche.
Jung zog eine positive Bilanz seines Besuchs in Kinshasa. »Die Menschen freuen sich, sie haben das Gefühl, Europa lässt Afrika und auch den Kongo nicht im Stich.« Die Menschen hofften auf eine positivere Entwicklung im Land. Nach Gesprächen mit Regierung und Opposition sei er »hoffnungsvoll, dass die Wahlen friedlich stattfinden können«.
Jung räumte ein, dass nach Bekanntwerden der Ergebnisse etwa um den 12. September herum, »eine Risikolage besteht«. Für diese Eventualität »sind unsere Soldaten vorbereitet und werden dann auch im Notfall hier handeln«.
Verantwortliche der EU-Missionen EUPOL für den Aufbau einer demokratischen Polizei und EUSEC für die Entwaffnung und Reintegration von Milizen im Kongo berichteten Jung am Vormittag von ersten Erfolgen der Umstrukturierung, aber auch von Sorgen über Ausrüstungsmängel und Finanzproblemen.
Der EUSEC-Sprecher sagte, Soldaten würden unzureichend bezahlt und medizinisch versorgt, hätten schlechte Lebensbedingungen und eine mangelhafte Ausrüstung. Um an ihren Einsatzort zu gelangen, müssten sie zum Teil 1000 Kilometer zurücklegen. Transportflugzeuge hätten die kongolesischen Streitkräfte nicht. 6000 Soldaten seien nun für die neue Armee ausgebildet worden. Die Regierung strebt eine Stärke von 120000 Mann an.
Soldaten des Vorauskommandos der Bundeswehr im Kongo klagten beim Besuch von Jung über Ausrüstungsmängel. So seien für den Einsatz in dem Land mit Temperaturen um 40 Grad Winterschlafsäcke eingepackt worden, sagte ein Soldat im Feldlager der EU-Soldaten auf einem Flughafengelände in Kinshasa. Erst wenige Stunden vor dem Abflug aus Deutschland sei der Fehler bemerkt und die Schlafsack-Ladung ausgetauscht worden.
Ferner gebe es für etliche Männer keine dem Klima angepassten Stiefel. Mehrere Soldaten berichteten, sie hätten sich entsprechendes Schuhwerk selbst für 110 Euro das Paar angeschafft. Eine Soldatin sagte, die Bundeswehr stelle keine kurzen Hosen zur Verfügung, was etwa bei französischen Soldaten selbstverständlich sei. Jung erkundigte sich nach den zuständigen Standortverwaltungen. »Da muss man noch einmal nachfragen.« Aus der Bundeswehr hieß es, man könne nicht von Ausrüstungsmängeln sprechen. Es handele sich um unterschiedliche Vorstellungen, wie eine Uniform im Einsatz auszusehen habe.
Am Nachmittag reiste Jung ins benachbarte Gabun, wo ein Großteil der deutschen Soldaten für den Kongo-Einsatz stationiert werden soll.

Artikel vom 05.07.2006