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Ein Fisch braucht Ruhe
Laute Bass-Musik macht Goldfischen zu schaffen - Hörschäden mit Folgen
Wer glaubt, Wasser habe zwar keine Balken, sei aber für Fische ein Lärmschutz, der irrt. Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Goldfische (Carassius auratus) besonders lärmempfindlich sind.
Vor allem ist es laute Musik, die den Tieren zu schaffen macht - und dabei besonders das rhythmische Dröhnen der Bässe, welches Schwingungen erzeugt, die sich auf das Wasser des Aquariums übertragen.
Aber auch extrem lauter Handwerker- oder Baulärm, der häufige Einsatz sehr lauter Haushaltsgeräte oder extremer Straßenlärm können Aquarienfische schädigen.
Der Grund für ihr außergewöhnliches Gehör: Die Schwimmblase der Goldfische funktioniert wie ein akustischer Verstärker, der Schallwellen aufnimmt und an das Innenohr weiterleitet. Schon zehn Minuten Lärm genügen, bei Goldfischen einen Hörschaden hervorzurufen. Das Hörvermögen der Tiere orientiert sich in der Folge an der überdosierten Lärmmenge und macht ihnen die Ortung leiserer Geräusche unmöglich und das für mehrere Wochen.
Die Folgen: Goldfische haben während dieser langfristigen Hörstörung quälende Orientierungs- und Kommunikationsprobleme und Schwierigkeiten bei der Partnerwahl. Möglicherweise schützt die Abnahme der Hörfähigkeit die Tiere aber gleichzeitig davor, ständig unter starkem Stress zu stehen: Durch die Gehörschädigung werde der andauernde Lärm gedämpft und löse daher keine Stressreaktion mehr aus.
Zunächst erkannte man die Schädigung durch Lärmeinfluss bei Delphinen und Walen. In den Meeren sorgen Schiffsmotoren und Schiffsschrauben, Sonar-Ortungssysteme und Sprengungen zur Ortung von Erdölvorkommen für einen andauernden Lärmpegel, der bei vielen Meeressäugern und Fischen das Innenohr regelrecht zerstört.
Wissenschaftler vermuten zudem, dass auch die immer häufiger werdenden Strandungen orientierungsloser Wale auf lärmbedingte Gehörschäden zurückzuführen sind.
Tipp: Wenn Fische im Aquarium sehr unruhig sind, häufig kämpfen, torkeln oder gegen die Aquariumwände schwimmen, sich in fremde Schwärme verirren, wenig oder unkontrolliert Futter aufnehmen oder sich über einen längeren Zeitraum ängstlich verstecken, dann sollte einmal der Lärmpegel geprüft werden, dem die Fische tagtäglich ausgesetzt sind.

Artikel vom 12.08.2006