05.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

EM-Vorbereitung in Marienfeld

Portugiesen abgereist - Wiedersehen ist bereits fest eingeplant

Von Wolfgang Wotke
Harsewinkel-Marienfeld (WB). Als »Klosterpforten«-Chef Reinhold Frie Portugals Wundertrainer Luiz Felipe Scolari zum Abschied ein Hufeisen überreichte, wusste der sympathische Coach zuerst gar nichts damit anzufangen. »What's that?«, fragte er ganz erstaunt. Erst als Frie ihm erklärte, dass es sich dabei um ein Glückssymbol handle, nahm der Brasilianer das Geschenk freudestrahlend an.

Zuvor wollte sich Scolari das gebogene Eisenteil im Scherz unter seine Schuhsohle kleben, doch Reinhold Frie hielt ihn davon ab und bedeutete ihm, dass es dem Trainer und seiner Mannschaft Glück bringen werde. »Ich wünsche dir und deinem Team den Weltmeistertitel«, sprudelte es dann, überwältigt von der Abschiedszeremonie und von der Magie des Augenblicks, aus dem Hotelier heraus. Beide Männer umarmten sich. Keine Frage, Scolari und Frie sind dicke Freunde geworden. »Ich habe ihn als aufrichtigen und ehrlichen Menschen kennengelernt. Was er sagt, hat Hand und Fuß. Er hat stets seine Ziele vor Augen und ist ein absoluter Sympathieträger. Außerdem ist er ein grandioser Trainer«, versicherte der 45-jährige Gastronom.
Die Portugiesen sind gestern morgen zu ihrer letzten WM-Odyssee nach München gestartet, wo sie heute (21 Uhr) in der Allianz-Arena im Halbfinale auf Frankreich treffen. 30 Tage lang war Portugals Fußballnationalmannschaft zu Gast in Marienfeld. Am Ende wurden Figo, Deco, Ronaldo & Co. richtig locker und zeigten sich von ihrer besten Seite. Als sich das Hotelpersonal kurz vor der Abfahrt noch einmal vor dem Haupteingang versammelte, um den Spielern ein letztes Mal zuzuwinken, waren die Starkicker davon so beeindruckt, dass sie sich persönlich von jedem einzelnen Mitarbeiter verabschiedeten. Trainer Scolari und Fußballliebling Luis Figo verteilten an einige weibliche Angestellte sogar Küsschen. Und Ronaldo schüttelte den Polizisten, die in den vergangenen Wochen rund um das Quartier für Ruhe und Ordnung gesorgt hatten, dankend die Hände und gab bereitwillig Autogramme. So herzlich hat man die Portugiesen noch nie gesehen.
Inzwischen dementierte der portugiesische Fußballverband die Meldung, dass man - falls Portugal Weltmeister werde - drei Tage lang in Marienfeld feiern wolle. »Das geht aus organisatorischen Gründen nicht«, sagte WM-Koordinator Jorge Fonseca. Das sei aber keineswegs negativ gemeint. Reinhold Frie wird Scolari und einen Teil der Offiziellen im Oktober wiedersehen. »Dann habe ich sie eingeladen. Sie sind meine persönlichen Gäste«, verriet er ganz stolz. Und dann gab er noch ein kleines Geheimnis preis: Falls Portugal sich für die Europameisterschaft 2008 qualifiziere, werden sie ihre Vorbereitung in Marienfeld absolvieren. »Das haben sie mir fest versprochen.«
In der Klosterpforte ist seit gestern wieder der Alltag eingekehrt. Heute morgen reiste der Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum an, um ein zehntägiges Trainingslager zu absolvieren. Und Ende August wird sich Atletico Madrid für einige Tage im Sporthotel niederlassen.

Artikel vom 05.07.2006