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Auto-Gigant macht Angst

GM-Renault-Allianz: Jobs in Gefahr

Paris (dpa). Die Idee ist verlockend: Der Konzernsanierer Carlos Ghosn bringt den weltgrößten Autobauer General Motors (GM) wieder in Schwung und schmiedet ein Bündnis der Opel-Mutter mit Renault und Nissan, das ein Viertel des Weltmarktes beherrscht. Dagegen sähe selbst Volkswagen wie ein Zwerg aus.

Die Idee stammt aus den USA, vom größten GM-Aktionär Kirk Kerkorian. Sie klingt realistisch, weil der Chef der Schwesterkonzerne Renault und Nissan, Carlos Ghosn, selbst schon die Übernahme von GM erwogen hatte. Dennoch ist man bei Renault skeptisch. Die erste Frage lautet: Blufft der US-Milliardär, um ohne Verluste aus dem Milliardengrab GM aussteigen zu können? Schließlich ist GM zu einem Zockerpapier verkommen. Der Konzern ist nur noch halb so viel wert wie Renault. Nissan bringt sogar fast drei Mal so viel auf die Waage wie das einstige Symbol des »American Way of Life«.
Für GM brächte das Bündnis klare Vorteile: Der Konzern hat sich mit vielen Marken (Opel, Cadillac, Buick, Daewoo, Saab, Chevrolet, Hummer, Pontiac...) verzettelt und erstickt unter seiner Kostenlast. Seit 1981 ist sein Anteil am US-Markt von 43 auf 23 Prozent gefallen. Und ein Ende der Erosion ist nicht abzusehen, weil die Gewinnstrategie auf Spritfresser wie Geländewagen aufbaut und der Markt wegen der hohen Ölpreise nach kleineren Autos schreit. Japaner und Franzosen könnten mit sparsamen Motoren und Plattformen für neue Modelle aus der Klemme helfen. Eine Bündelung des Einkaufs könnte zudem die Kosten entscheidend senken. So hatte Ghosn schon Nissan in kurzer Zeit saniert.
Unterdessen befürchten die Arbeitnehmervertreter von GM in Europa negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Fall einer möglichen Auto-Allianz. So würden etwa die GM-Tochter Opel und Renault in Europa eine ähnliche Produktpalette anbieten, sagte der europäische GM-Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz gestern. Franz, der auch dem Opel-Gesamtbetriebsrat vorsteht, gibt sich mit Blick auf Zusammenschlüsse zwischen Autokonzernen insgesamt skeptisch: »Die Mega-Mergers der Vergangenheit haben gezeigt, dass zwar kurzfristig die Aktienkurse hochgehen, aber die langfristigen Probleme bleiben.« Der GM-Betriebsrat will vorsorglich Kontakt zu Arbeitnehmervertretern von Renault aufnehmen.

Artikel vom 04.07.2006