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DRK alarmiert
Blutspender
mit 15 246 SMS

Noch nie waren die Lager so leer

Von Christian Althoff
Hagen (WB). Mit 15 246 Nachrichten auf Handys, 17 500 E-Mails und 300 persönlichen Anrufen pro Tag versucht der DRK-Blutspendedienst Westfalen-Lippe derzeit, seine Spender zu mobilisieren. »Noch nie waren die Lager so leer«, sagt Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher des Blutspendedienstes.

Gewöhnlich reichen die Vorräte an Blutkonserven drei bis fünf Tage, in der vergangenen Woche war mit einem Lagerbestand für 0,9 Tage ein historischer Tiefstand erreicht. Wird in der Ferienzeit schon immer weniger gespendet, so kommt diesmal die Fußball-Weltmeisterschaft hinzu: »Klar, dass die Menschen lieber WM-Partys besuchen als unsere Spendetermine«, sagt Düppe. Der Blutspendedienst der Uni Düsseldorf hat es deshalb mit einem von der Metro gespendeten Großbildschirm in seinen Räumen versucht - vergeblich, die Liegen blieben leer.
Dramatisch verschärft wird die Situation noch durch die Unikliniken, die jetzt nach wochenlangen Streiks tausende aufgeschobener Operationen nachholen. »Wir hatten während des Arbeitskampfes immerhin jeden zweiten Eingriff gestrichen, und die werden jetzt abgearbeitet«, sagt Anne Scharf von der Uniklinik Düsseldorf. Weil das DRK nicht ausreichend Blutkonserven liefern könne, habe man kürzlich sogar Blut aus Leipzig geholt, aber auch das sei zu wenig gewesen: »Ein Unfallopfer hat vergangenen Mittwoch 90 Konserven benötigt. Anschließend mussten wir alle planbaren Operationen des nächsten Tages absagen.« Denn während der Streiks hatten die Kliniken auch keine Blutkonservenlager aufbauen können: Die Präparate halten nur 42 Tage.
Bis zu 2500 Spender kommen im Durchschnitt täglich zu den Entnahmeterminen des Deutschen Roten Kreuzes in Westfalen-Lippe, am schlechtesten Tag im Juni zählte das DRK nur 1642 Spender. Der Blutspendedienst Westfalen-Lippe setzt deshalb auf E-Mails, Nachrichten auf Handys (SMS) und persönlichen Anrufe, und die 282 000 Spender in Westfalen-Lippe zu mobilisieren. Außerdem wird versucht, sich unter den Türken, der größten Ausländergruppe, weitere Spender zu erschließen. Mit Unterstützung der örtlichen Imame haben bereits zwei erfolgreiche Pilottermine in Werl (153 Spender) und Soest (73 Spender) stattgefunden. Allerdings war der Aufwand für den Blutspendedienst erheblich: Die Gesundheitsfragebögen mussten auf türkisch gedruckt werden, türkisch sprechende Ärzte und Helferinnen waren vor Ort, und bei der Verpflegung der Spender musste auf deren islamischen Glauben Rücksicht genommen werden. Alle Lebensmittel waren deshalb in türkischen Geschäften gekauft worden.www.blutspende.de

Artikel vom 04.07.2006