04.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentare
Ärztestreiks

Panikmache fehl am Platz


Es grenzt an Panikmache, wenn die Klinik-Chefs in Detmold, Herford und Minden behaupten, bei einem Ärztestreik stehe die Versorgung der Patienten auf dem Spiel. Die streikenden Mediziner werden weder die Behandlung von Notfällen einschränken noch Stationen wie Chirurgie, Onkologie und Gynäkologie lahmlegen. Täten sie es und käme ein Patient zu Schaden, wären die Empörung in der Bevölkerung groß und das Verständnis für die Forderungen der Mediziner verspielt.
Wenn Klinik-Chefs falsche Ängste schüren, tun sie sich keinen Gefallen, denn dadurch werden berechtigte Sorgen übertönt. Da ist zum einen die Finanzlage. Während Personal- und Energiekosten wachsen, stagniert das Budget, mit dem die kommunalen Krankenhäuser wirtschaften können. Ein Streik kommt in der Tat ungelegen. Dauert er zehn Tage, würden dem Klinikverbund im Mühlenkreis Einnahmen von 1,6 Millionen Euro fehlen. Zudem gibt es bessere Standorte als Nordrhein-Westfalen: Während ein kommunales Haus in Baden-Württemberg pro Patient eine Pauschale von 3200 Euro erhält, sind es in NRW nur 2650 Euro. Wenn Ärzte in diesen Tagen den Kittel ausziehen, sollten sie bedenken, dass auch ihr Arbeitgeber Sorgen hat. Dietmar Kemper

Artikel vom 04.07.2006