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Niederlage im Heimspiel -
doch ein Trio kehrt zurück

Viel Lob für die drei starken Dortmunder Verlierer

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Es ist ihr Stadion. Und dass im Halbfinale gegen Italien die lange Erfolgsserie der deutschen Fußballnationalmannschaft an dieser Spielstätte zu Ende gegangen ist, hat sicher nicht an drei Schwarz-Gelben gelegen.

Bundestrainer Jürgen Klinsmann entschied sich bei der Ersatznominierung für den gesperrten Torsten Frings für Sebastian Kehl, der die defensive Mittelfeldrolle erstklassig ausfüllte. Bisher durfte er bei der WM nur 25 Minuten auf den Platz: in der Schlussphase der Partien gegen Costa Rica und gegen Schweden. Jetzt war er 120 Minuten auf dem Parkett, und Klinsmann hatte ihm vorher schon eine starke Vorstellung zugetraut: »Ich weiß, was der Sebastian kann.« Er betraute den Borussen deshalb sogar mit einer besonders schweren Aufgabe: Kehl hatte Italiens Ideengeber Francesco Totti auszuschalten, was ihm hervorragend gelang. Vom großen Römer war nicht viel zu sehen. Auf der Bank fieberte Frings mit und drückte seinem Stellvertreter die Daumen: Viel besser als Kehl hätte der Bremer Frings an diesem Abend auch nicht spielen können.
Ein weiterer Dortmunder, der in den vergangenen Monaten in diesem Stadion sehr oft nur auf der harten Reservebank des Bundesligisten saß, zahlte Klinsmann die Nominierung und das Vertrauen zurück: Christoph Metzelder steigerte sich von Spiel zu Spiel, seine beste Vorstellung lieferte er jetzt gegen Italien ab. Der lange Luca Toni hatte gegen ihn keine Chance, und Cheftrainer Marcello Lippi winkte seine Nummer 9 vorzeitig vom Rasen. Klarer Zweikampfsieger in diesem Duell: Metzelder, der sich eine erstklassige Note verdiente. Aber die starke Vorstellung nutzte nichts - auch Metzelder gehörte später zu den Verlierern.
Wie auch sein Vereinskollege David Odonkor, den Klinsmann wieder als Geheimwaffe auf dem rechten Flügel brachte. Der gebürtige Bünder zeigte, dass er während dieser WM-Wochen enorm viel dazugelernt hat. Wie schon gegen Polen und zuletzt gegen Argentinien brachte er mit großem Selbstvertrauen viel Schwung in das deutsche Angriffsspiel. Fast hätte Lukas Podolski Odonkors Vorarbeit per Kopfball genutzt, da stand es noch 0:0.
Am Ende hieß es aber 0:2 - alles vorbei? In Dortmund nicht. In diesem tollen Stadion werden sie ja demnächst wieder auflaufen, der Kehl, der Metzelder und der Odonkor. Und dann wird man sie im August noch einmal besonders feiern, auch wenn sie dann nicht mehr weiße, sondern schwarz-gelbe Trikots tragen.

Artikel vom 05.07.2006