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Wegmann fährt
ins Bergtrikot

Tour-Auftakt: Hincapie holt Gelb

Straßburg (dpa). Das Team Gerolsteiner will bei der Tour de France mit Macht deutsche Akzente setzen und die Lücke nutzen, die Jan Ullrich nach dem Doping-Desaster hinterlassen hat.

Fabian Wegmann holte sich gestern auf der ersten Etappe, die 33 Kilometer durch Baden führte, das Bergtrikot, das er auch im Vorjahr einen Tag trug. Am Vortag war Sebastian Lang (Erfurt) in Straßburg als bester der 14 deutschen Tourstarter auf Rang vier nur vier Sekunden hinter dem Überraschungssieger Thor Hushovd einen bemerkenswerten Prolog über 7,1 Kilometer gefahren.
Der Norweger wurde gestern von einem Zuschauer mit einem Fanartikel am Arm verletzt. Etappensieger in einem dramatischen Finale wurde nach 184,5 Kilometern überraschend der Franzose Jimmy Casper. Erik Zabel aus Unna raste auf den dritten Platz.
Casper verwies im Massensprint in Straßburg den Australier Robbie McEwen und Zabel auf die Plätze. Der Milram-Kapitän überzeugte bei seinem Comeback nach der Zwangspause im Vorjahr bei seinem zwölften Tour-Auftritt.
»Ich glaube, für den Anfang war das nicht schlecht«, sagte Zabel erfreut. Das Gelbe Trikot von Hushovd, der 50 Meter vor dem Ziel von einem jubelnden Zuschauer verletzt wurde, ging dank der Zeitgutschriften aus dem letzten Zwischensprint vor dem Ziel an den ehemaligen »Armstrong-Leutnant« George Hincapie (USA). Hushovd blutete stark aus einer Oberarmwunde, kann aber nach Auskunft der Ärzte wahrscheinlich heute wieder starten.
Die zweite Etappe von Obernai nach Esch-sur-Alzette ist mit 228,5 Kilometern der längste Abschnitt der 93. Tour de France. Die wellige Strecke durch die Departements Bas-Rhin und Moselle ist mit fünf Bergwertungen gespickt (mit zwei der 3. und drei der 4. Kategorie) und bietet Ausreißern ein gutes Terrain.
Wegmann war mit sechs weiteren Fahrern schon kurz nach dem Start ausgerissen. Die siebenköpfige Gruppe ließ sich erst 14 Kilometer vor dem Ziel einholen. Der 26-jährige Gerolsteiner-Profi aus Münster holte sich die Bergpunkte an der einzigen Erhöhung auf der Strecke, der Côte de Heiligenstein (290 Meter), nach 111 Kilometern im Spurt der Spitzengruppe und jubelte im Ziel: »Es ging heute besser als gedacht. Im Spurt um die Bergpunkte hatte ich besonders vor Etxebarria Angst, aber es hat geklappt - super.«
Die Atmosphäre zum Tour-Auftakt ließ nicht unbedingt darauf schließen, dass das größte Radrennen der Welt mit einer schweren Hypothek gestartet war. Am Samstag in Straßburg standen Hunderttausende bei strahlendem Sonnenschein am Straßenrand. Aus Baden allerdings wurde geringeres Zuschauerinteresse als im vergangenen Jahr gemeldet.

Artikel vom 03.07.2006