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Start unter schlechtem Stern

Dichte Wolken verhindern Abheben der »Discovery«


Cape Canaveral (dpa). Dicke Wolken und Blitzgefahr haben gestern Abend zum zweiten Mal einen Startversuch der US-Raumfähre »Discovery« mit dem Deutschen Thomas Reiter (48) verhindert. Die Raumfähre sollte um 21.26 Uhr deutscher Zeit vom US-Weltraumbahnhof abheben.
Schon der Countdown für den ersten Startversuch war am Samstag neun Minuten vor dem Zünden der Triebwerke abgebrochen worden. Als Grund nannte die NASA schlechte Sichtbedingungen für den Fall einer Notlandung der Raumfähre nach einem abgebrochenen Start. Reiter, der sich fünf Jahre lang auf diesen Flug vorbereitet hat, soll als erster Deutscher zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen. Er wird dort als erster Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA während eines Langzeitaufenthalts arbeiten. Der nächste Startversuch ist nun für Dienstag geplant.
»Wir können das Wetter nicht kontrollieren, und wir haben strenge Regeln. Wir werden dieses Gefährt erst abheben lassen, wenn es sicher ist«, sagte der für Starts zuständige NASA-Direktor Mike Leinbach. Sicherheitsfragen haben bei der Behörde seit der »Columbia«-Katastrophe vor drei Jahren Priorität. Damals hatte sich während des Starts ein Stück Schaumstoff-Isolierung gelöst und das Shuttle so stark beschädigt, dass es bei der Rückkehr aus dem All zerbrach. Seitdem hat die US-Raumfahrtbehörde NASA zahlreiche Verbesserungen vorgenommen. Allerdings waren beim letzten Flug der »Discovery« im Juli 2005 erneut ähnliche technische Schwierigkeiten aufgetaucht.
Auch der aktuelle Flug ist unter den zuständigen Sicherheitsexperten nicht unumstritten. Einige haben weitere Verbesserungen an der Isolierung der Fähre verlangt. Die Manager des Raumfahrtprogramms lehnten dies aber ab und verwiesen auf den engen Zeitplan. Wenn alles glatt geht, sind zwei weitere Starts in diesem Jahr und auf lange Sicht die Fertigstellung der ISS geplant. Ein Ende des Shuttle-Programms könnte dieses Vorhaben gefährden.

Artikel vom 03.07.2006