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Kein Anschluss
bei Siemens

Auch Bielefeld gliedert 50 Jobs aus

Von Bernhard Hertlein
München/Bielefeld (WB). Jeder fünfte Siemens-Beschäftigte in den Niederlassungen Hannover, Kassel, Bielefeld, Braunschweig und Magdeburg (»Region Mitte«) verliert seinen Arbeitgeber. Hintergrund ist die erklärte Absicht des Münchner Konzerns, sich von seiner umsatzstärksten Sparte Telekommunikation zu trennen.
Telefonanlagen -Êbald nicht mehr von Siemens. Foto: dpa

Wie berichtet, wird mit der Netzwerksparte ein Teil dieses Geschäftsbereichs in ein Joint venture mit dem finnischen Nokia-Konzern überführt. Unklar ist dagegen die Zukunft des anderen Bereichs »Enterprise«, also des Telekommunikationsgeschäfts mit privaten Unternehmen. Hier plant die Unternehmenszentrale in München den Verkauf an einen Mitbewerber oder an einen Finanzinvestor. Anfang Oktober soll die Aktion möglichst abgeschlossen sein.
Nachdem bereits bekannt wurde, dass in dem Joint venture mit Nokia 15 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, befürchtet die IG Metall für den Bereich Enterprise noch Schlimmeres. Wie der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Hempel am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte, werden im Vorfeld des Verkaufs bereits 50 der insgesamt 320 Stellen in Bielefeld ausgegliedert. Damit sei dieser Siemens-Standort weiter groß genug, um mit eigener Verwaltung erhalten zu bleiben. Anders sehe die Situation jedoch in Kassel (190 Beschäftigte) und in Braunschweig (98) aus. Sie würden nun möglicherweise komplett in Frage gestellt. Insgesamt sind in der »Siemens Region Mitte« nach Gewerkschaftsangaben 370 Jobs von der Ausgliederung betroffen.
Betriebsräte und IG Metall werfen der Konzernführung von Siemens vor, im Bereich Telekommunikation gravierende Fehlentwicklungen nicht erkannt zu haben. Demgegenüber hätten die Beschäftigten mit einem Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld bereits einen Beitrag zur Sanierung des Geschäftsbereichs geleistet.
Der gesamte Telekommunikationsbereich beschäftigt 37 000 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro. Historisch gesehen, gehört er zu den Kerngeschäftsfeldern des Siemens-Konzerns.
Friedrich Lohmann, seit mehreren Jahren Sprecher des Siemens-Standorts Bielefeld, war an diesem Freitag für keine Stellungnahme zu erreichen.

Artikel vom 01.07.2006