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Rubel konvertierbar

Putin braucht kein Weichei


Ob auf dem Automobilmarkt in Kaliningrad, in einer modischen Boutique in Petersburg oder im noblen Restaurant in Moskau: Preise werden in Russland vielfach in Euro oder Dollar ausgezeichnet. Auch das, was Väterchen an Erspartem unterm Kopfkissen aufbewahrt, hat er gern in einer der beiden starken westlichen Währungen. Wer weiß, wer weiß: Der große Crash, während dessen der Rubel wegfloss wie Wodka in der Kehle, liegt gerade erst acht Jahre zurück.
Seitdem hat sich vieles verändert. Nicht nur ein paar Oligarchen, auch der russische Staat ist reich geworden. Er schwimmt ganz bequem auf der Welle hoher Erdöl- und Erdgaspreise. Darauf kann selbst Putins Nachfolger noch lange bauen.
Die freie Konvertierbarkeit einer Währung ist ein Zeichen von Stärke. Und genau darum geht es Moskau. Eigentlich war die Einführung eines freien Wechselkurses für den Rubel erst für Anfang 2007 vorgesehen. Doch in zwei Wochen treffen sich die Regierungschefs der mächtigen »G8« in Petersburg und damit erstmals in Russland. Klar, dass dann auch viel über Wirtschaft geredet wird. Da musste der Rubel endgültig den Ruf des »Weicheis« abstreifen.
Die Konvertierbarkeit ist ebenso ein Signal an die Russen im Ausland: Es kann zwar sein, dass wir Leute, die uns politisch quer kommen, verhaften. Doch wenn euch das nicht stört, habt ihr bei uns wieder beste Voraussetzungen, noch reicher zu werden.Bernhard Hertlein

Artikel vom 01.07.2006