01.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fan-Meile Jahnplatz:
So feiern Weltmeister!

9000 erlebten eine riesige temperamentvolle Party

Von Burgit Hörttrich und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Was für ein Feier-Abend! 9000 jubelten der deutschen Elf auf dem Jahnplatz zu und das Dutzend Argentinier unter ihnen gab sich als gute Verlierer: »Felicitación - Glückwunsch!« Das Halbfinale am Dienstag, 21 Uhr, soll nun ebenfalls auf dem 26-Quadratmeter-Bildschirm gezeigt werden.

Noch eine halbe Stunde vor dem Anpfiff war der Jahnplatz halb leer, bis 17 Uhr (und danach) strömten die Fans - geschminkt, mit schwarzrotgoldenen Blumenketten, Hüten, Plastik-Winkhänden und natürlich in Deutschland-Trikots - herbei, um auf dem 26 Quadratmeter großen LED-Bildschirm das Spiel gegen Riquelme, Crespo, Heinze & Co. mitzuerleben.
Erster Jubel erklang, als »Klinsi« zu sehen war. Und dann der »Kaiser« und der Bundespräsident.
Und als die deutsche Nationalhymne erklang, sangen viele, viele lauthals mit, hunderte von schwarzrotgoldenen Fahnen wurden geschwungen. Ilona Hettler hatte nicht nur sich selbst, sondern auch sogar ihren Mischlingshund Bruno (3 1/2) ins schwarzrotgoldenes Tuch gehüllt: »Er ist gern unter Menschen, freut sich mit mir, wenn ich jubele.«
Zwischen dem Fußgängerweg Herforder Straße in Höhe des Hauses der Technik dem unmittelbaren Jahnplatzübergang drängen sich die Fans: Da ist der Blick auf die Leinwand am besten. Fast noch begehrter sind allerdings die raren Schattenplätze, denn auf dem Verkehrsknoten herrschen Temperaturen von 30 Grad. Trotzdem: Das Deutschland-Trikot ziehen nur wenige aus.
Als das 1 : 0 für die »Gauchos« fällt, gibt es für die Argentinier Rodriguez, Mesut und die Brüder Zarko und Zeljko, alle im blauweißen Trikot, kein Halten mehr: Sie reißen die Arme hoch, singen und schreien: »Vamos, Argentina!«
Pauline Streitbörger (14) und ihre Freundinnen dagegen sind tief enttäuscht. Vivienne Steinhage (18) setzt sich erst einmal auf einen Bordstein, ist einfach traurig. Genauso wie die 9000 auf dem Platz. Es wird ruhig - bis zum Ausgleich.
Bis dann - endlich, endlich nach Verlängerung und Elfmeterschießen - das erlösende »We Are The Champions« mitgesungen werden kann, erleben die Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle: Himmelhochjauchzen, zu Tode betrübt.
Das Gedränge ist aber nie so, dass unbeschwertes Umarmen, Herumhüpfen, Fahnenschwingen unmöglich wäre. Selbst der Weg zum nächsten Getränkestand bleibt unproblematisch.
Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der veranstaltenden Bielefeld Marketing GmbH, ist erleichtert: »Eine wunderbare, große Party.«
Dass das gemeinsame Fußballschauen (Public Viewing) so problemlos über die Bühne gegangen ist, sei Polizei, Stadtwache, Sanitätsdienst und den 100 Ordnern des DSC Arminia, 70 davon Ehrenamtliche, zu verdanken. Holtkamp: »Da hat ein Rädchen ins andere gegriffen.«
Am Dienstag, 4. Juli, ist wieder Partyzeit: Von 21 Uhr an ist das Halbfinalspiel mit deutscher Beteiligung zu sehen. Und alle die, die sich gestern über den deutschen Elfmeter-Triumph gefreut haben, wollen jetzt eines: »Hier auf dem Jahnplatz auch das Endspiel sehen.«
Schals, Tücher und Fahnen mit der Aufschrift »So feiern Weltmeister« hatte manch' einer gestern schon dabei. . .

Artikel vom 01.07.2006