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Auf dem Tisch liegt eine Computeranimation. Sie zeigt den 50 Hektar großen Untersee zwischen Viadukt und Herforder Straße, wie er einmal aussehen könnte. »Eigentlich könnte schon morgen mit dem Bau begonnen werden«, meint Monika Kammeier. Aber sie verschließt nicht die Augen vor den finanziellen Gegebenheiten der Stadt. 26 Millionen Euro würde der Untersee kosten. Das könne sich Bielefeld angesichts einer chronisch leeren Stadtkasse wohl kaum leisten. Ein solches Vorhaben werde nur mit einem privaten Investor Realität. Doch der ist zunächst nicht in Sicht.
»Das gilt aber auch für einen Sennesee«, betont die Vereinsvorsitzende. Die Realisierungschancen für ein solches Vorhaben hält sie für gering. »Es wird Jahre dauern, bis dort das notwendige Planungsrecht vorhanden ist.« Der Sand, der für den Lückenschluss der Autobahn 33 abgebaut werden müsse, werde aber schon in Kürze benötigt. Für die Abgrabungen gebe es bereits konkurrierende Angebote.
Aus ihrer Sicht sollte das Vorhaben in der Senne schon deshalb nicht weiter verfolgt werden. Und so ganz mag sie auch nicht verstehen, dass zusätzliche Mittel in Gutachten für den Sennesee gesteckt werden. »Das ist rausgeschmissenes Geld«, sagt sie energisch. Die städtische Bädergesellschaft BBF, die mit der Durchführung betraut sei, solle die Gelder lieber nutzen, um weitere Freibadschließungen zu verhindern.
Solange nicht klar ist, wann der Untersee gebaut werden könnte, will der Verein weiter Werbung dafür machen. Und er unterstützt auch ausdrücklich die Grundidee des Gesamtnutzungs- und Schutzkonzeptes Obersee und Johannisbachaue. »Da stecken eine Menge interessanter Vorschläge drin«, meint Monika Kammeier. Über den Nutzen einer Konzertbühne lasse sich streiten. Doch der Ausbau von Reitwegen, ein Golf-Abschlagplatz oder ein Klettergarten passten zum Grundgedanken, zusätzliche Freizeitaktivitäten bei gleichzeitiger Entwicklung von Natur und Landschaft anzubieten.
Ein innenstadtnaher Freizeitsee, verkehrlich gut erschlossen, komme auch in Zeiten des demographischen Wandels eine besondere Bedeutung zu. »In der älter werdenden Gesellschaft werden Städte um die Bürger werben«, sagt Monika Kammeier. »Da kann ein See, ein gutes Freizeitangebot, ein wichtiger weicher Standortfaktor sein.«
Sie ist davon überzeugt, dass trotz der Debatte über den Sennesee auch weiterhin ein großes Interesse für den Untersee bestehe. »Wenn so ein Vorhaben dann auch noch zur Chefsache würde, wär's noch besser«, meint die Vereinsvorsitzende. Im Falle des Hauptbahnhofes oder zuletzt, als es um das Public Viewing zur Fußball-WM auf dem Jahnplatz gegangen sei, habe es geholfen, dass sich der Oberbürgermeister der Sache angenommen habe. »Natürlich kann man sich immer nur wenige große Ziele herausgreifen«, meint die engagierte Geschäftsfrau. »Aber der Untersee kann dazugehören.«
Auch vor diesem Hintergrund hat sie den Vorsitz des Vereins »Pro Untersee« vom langjährigen Vorsitzenden Claus Horst Raeck übernommen. »Mit unseren 60 Mitgliedern können wir auch etwas bewegen«, ist sie sich sicher. Eine der ersten öffentlichen Aktivitäten wird das Aufstellen einer Infotafel am Obersee sein, die über die Entschlammung und die »By-Pass-Lösung«, die Umleitung des Jonannisbaches um den Obersee sein. Mit den Arbeiten soll 2007 begonnen werden.

Artikel vom 01.07.2006