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Ayala leidet,
Pekerman
gibt auf

Coach verzockt sich

Berlin (dpa). José Pekerman hat sich in der wichtigsten Partie seiner Trainerkarriere gnadenlos verzockt und mit seinen Wechseln das Aus der argentinischen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen Deutschland mitverantwortet.
Das war's für José Pekerman.
Roberto Ayala leidet wie 2002.

Während die Trümpfe von Jürgen Klinsmann stachen, gaben die lange souveräner auftretenden Gauchos ihren Sieg aus der Hand. Symptomatisch. Nach dem K.o. kündigte Pekerman seinen Rückzug an: »Ich denke, das war's. Das Kapitel ist abgeschlossen.«
Das Spiel war gekippt, als Pekerman mit Juan Riquelme (72./ersetzt durch Cambiasso) zuerst das Herzstück der Mannschaft vom Platz nahm und kurz darauf auch noch Sturmtank Hernán Crespo (79.) auswechselte. Nur wenige Sekunden später klingelte es im Kasten der Argentinier.
Vom Himmel in die Hölle ging es auch eine von Pekermans routiniertesten Kräften: Roberto Ayala ist die tragische Figur der Gauchos bei dieser Weltmeisterschaft. Nachdem der Routinier in der 49. Minute für die Führung gesorgt hatte, war es ausgerechnet der 105-maligen Internationale, der mit seinem verschossenen Elfer das Aus der Albiceleste einleitete.
Es war 19.38 Uhr, als sich die »Maus« (El Ratón) im riesigen Rund des Olympiastadions noch kleiner fühlte als sein Spitzname suggeriert: Der zuvor überragende Spieler der Argentinier scheiterte mit einem schwach geschossenen Elfmeter an Jens Lehmann.
Der Valencia-Profi Ayala erlebte sein erstes WM-Trauma: Mit dem Einzug ins Halbfinale und einer garantierten weiteren Partie hätte er den nationalen Rekord aufgestellt, den bislang noch Diego Simeone (106) innehat - bereits 1998, als Argentinien im Viertelfinale an den Niederlanden gescheitert war. Damals hatte Ayala beim Siegtor von Dennis Bergkamp in der 89. Minute gepatzt. »Von allen Flanken, die ich nicht abfangen konnte, hat diese am meisten wehgetan«, sagte Ayala später. Nun wird der Schmerz noch größer sein. Und er entlud sich gleich nach dem Schlusspfiff in purer Wut, als der sonst so besonnene Manndecker bei tumultartigen Szenen sogar auf Manager Oliver Bierhoff losging.

Artikel vom 01.07.2006