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Krögers Querpass


Im kleinen Hotel gibt es heute ein Jubiläum zu feiern. Seit genau vier Wochen dient es als eine Art Ersatzheimat mit Kollegenanschluss. Die Haushaltsauflösung wurde mit wesentlicher Unterstützung der deutschen Elf schon im Viertelfinale verschoben. Jetzt ziehen die Bewohner des kleinen Hotels das Turnier
auch bis zum Ende durch. Ankunft 6. Juni, Abreise 10. Juli - so war es schließlich von Anfang an geplant.
Spätentschlossene haben es schwer, unterzukommen. Weil nicht einmal Männer, die sich im Stande eines Sportdirektors des Deutschen Fußball-Bundes befinden, in der Mannschaftsherberge im Grunewald um Asyl für die Nacht bitten können, versuchte es auch Matthias Sammer. Die Besitzerin sagt, er komme gelegentlich, wenn er in Berlin sei. »Incognito«, flüstert sie.
Dieses Mal blitzte der prominente Besucher allerdings ab. Kein Zimmer frei. »Und ich kann nicht einen anderen Gast ausquartieren.« Obwohl ihr Sohn genau das vom Hotel Mama verlangt hat: »Wenn der Sammer kommt, musst du eben einen rauswerfen.«
Inzwischen wird »der Sammer« wohl eine Unterkunft ausfindig gemacht haben. Es gibt Fan-Camps und Zeltdörfer. Die Frage ist höchstens, warum er nicht eher bestellt hat. Aber vielleicht hat auch der DFB-Direktor nicht damit gerechnet, dass die deutschen Koffer in der vierten WM-Woche noch immer in Berlin stehen.Friedrich-Wilhelm Kröger

Artikel vom 04.07.2006