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Portugals Abwehr-Ass will
kein Heimspiel in Stuttgart

Der lange Fernando Meira ist eine feste Größe

Von Klaus Lükewille
München (WB). Auf dem weiten Weg nach Deutschland durfte Fernando Meira (28) nur drei Qualifikationsspiele absolvieren. Bei der WM-Endrunde ist der Abwehrspieler jetzt aber eine feste Größe: fünf Einsätze für Portugal.

480 Minuten stand Meira schon auf dem Platz; er fehlte nicht eine Sekunde. Und selbstverständlich zählt er auch heute wieder zur ersten Garnitur von Trainer Luiz Felipe Scolari, wenn es um 21 Uhr in München gegen Frankreich um den Einzug ins Endspiel geht. »Wir haben hier schon so viel erreicht«, sagt der Deckungsspezialist. »Jetzt wollen wir auch noch zwei Schritte weitergehen.« Ganz schön mutig, dieser Meira. Denn das wäre nicht nur das Finale, das wäre auch der Titel. »Warum nicht? Unsere Mannschaft ist sehr gefestigt. Wir haben die hektische Partie gegen die Niederlande in Unterzahl gewonnen, wir haben gegen England im Elfmeterschießen starke Nerven gezeigt, wir können auch Frankreich schlagen«, glaubt der 35-fache Nationalspieler.
Auf das kleine Finale, auf das Spiel um den dritten Platz, da ist Meira nicht so scharf, obwohl er dann Heimvorteil hätte. Denn seit 2001 verteidigt der »große Dunkle« beim VfB Stuttgart. Er ist der einzige Bundesligaprofi im Legionärsaufgebot der Portugiesen. 7,5 Millionen Euro Ablöse zahlten die Schwaben damals für ihn. Und sie sind mit seinen Leistungen so zufrieden, dass der Vertrag schon vor einiger Zeit gleich bis 2010 verlängert wurde.
»Mir gefällt es in Stuttgart ausgezeichnet«, berichtet Meira, der aber trotzdem auf eine WM-Hausaufgabe nur zu gern verzichten würde: »Berlin, das wäre ein Traum. Portugal im Endspiel. Die Leute zu Hause spielen jetzt schon verrückt«, weiß er aus Telefonaten mit Angehörigen in der Heimat.
Fernando José da Silva Freitas Meira - dieser Name steht in seinem Pass - kann sich heute mit seinen zehn Kollegen wieder darauf verlassen: Sie werden daheim die Daumen drücken, sie fiebern mit ihrer Mannschaft, die den Erfolg aus dem Jahr 1966 noch steigern könnte. Damals, bei der WM-Endrunde in England, erreichte Portugal erstmals das Halbfinale, danach nie wieder.
»Wir sind ein Team, wir sind Freunde. Dieser bisher so tolle Turnierverlauf hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Alle 23 Mann sind wichtig, es gibt keine Stammspieler«, behauptet Meira, obwohl er weiß, dass das nicht ganz stimmt: Selbstverständlich hat Scolari eine erste Elf im Kopf. In der spielt Meira eine ganz wichtige Rolle. Klar, Kapitän Luis Figo, Regisseur Deco und Flügelflitzer Cristiano Ronaldo sind die Stars. Offensive Asse.
Aber ebenso wichtig ist die stabile Abwehr. Denn Portugal ließ bisher erst ein Tor zu: Nur der Mexikaner Francisco Fonseca traf zum Abschluss der Vorrunde, als Portugals Elf aber bereits qualifiziert war und, stark ersatzgeschwächt, trotzdem mit 2:1 gewann. Meira wurde auch hier nicht geschont, er räumte in der Innenverteidigung neben Ricardo Carvalho ab. »In den ersten Spielen gab es noch ein paar Abstimmungsprobleme, aber inzwischen klappt es immer besser«, sagt Meira. Sie verstehen sich - und sie stehen gut. Auch gegen Frankreich wollen sie nicht umfallen.

Artikel vom 05.07.2006