08.07.2006
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Sie ist nicht mit einem Fleckenbaum zusammengestoßen, sondern mit einem Giraffenbein. Die Waldmaus blickt an den Stelzenbeinen in die Höhe. Sie erkennt den gemusterten Bauch und etwas höher den langen, langen Hals. Um den Giraffenkopf zu sehen, muss sich Winni erstmal auf die Hinterbeine stellen, weil er so hoch oben ist. »Bohhh! So weit in den Himmel ragt die Giraffe«, staunt Winni und fragt sich, ob Giraffen wohl an den Wolken knabbern können. Sie beschließt, einfach die Giraffe zu fragen. Aber wie soll sie bis zu ihrem Kopf gelangen?
Für eine Räuberleiter bis zu den abstehenden Giraffenohren bräuchte sie mindestens hundert Waldmausfreunde. Die sind aber nicht da. Wie wäre es also mit einem Stabhochsprung bis zum Giraffenkopf? Oder soll ein Vogel sie hinauf bringen? Ach nein, Vögel sind zu gefährlich. Die wollen Mäuse nicht transportieren, sondern lieber fressen. Einen giraffenlangen Stock findet Winni nicht, und auf Bäume klettern kann sie auch nicht. Aber irgendwie muss sie doch mit der Giraffe sprechen können!
Winni grübelt immer noch, als sie plötzlich eine Stimme unterbricht. »Kann ich Dir helfen? Du siehst so nachdenklich aus!« - »Ich überlege nur«, antwortet Winni, dreht sich um und erschreckt sich erst einmal ordentlich.
»Aaaahhh!« ruft sie, denn sie blickt direkt in zwei große Augen und eine schmatzende Schnauze. Die gehört glücklicherweise keinem Löwen, sondern der Giraffe, die sich gerade zur Waldmaus heruntergebeugt hat. Nach dem ersten Schreck kann Winni wieder lächeln. »Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie ich dich etwas fragen kann«, sagt Winni. »Was denn?« fragt die Giraffe. »Ich möchte gern wissen, ob Giraffen an Wolken knabbern können.«
Da lächelt die Giraffe. Anstatt zu antworten, hat sie eine gute Idee. Sie bittet Winni, auf ihrem Kopf Platz zu nehmen. Dann erhebt sie langsam ihren langen Hals. Für Winni ist das wie Karussell fahren. Es kribbelt in ihrem Bauch, denn es geht mächtig hoch hinaus. Als die Giraffe aufrecht steht, schaut Winni sich um. So hoch über der Erde war sie noch nie. Wenn sie die Pfoten jetzt ausstreckt, kann sie die obersten Wipfelblätter des Baumes berühren. Bis zu den Wolken ist es allerdings noch weit. »Dann kannst Du also nicht an Wolken knabbern?« fragt Winni. »Nein«, antwortete die Giraffe und erklärt, dass Wipfelblätter ihr auch viel lieber sind. »Schade«, sagt Winni, die so gerne gewusst hätte, wie Wolken schmecken.
Artikel vom 08.07.2006