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Ein Idol zwischen
Siegen und Sausen

»Ulle« fuhr niemals geradeaus

Hamburg (dpa). Erst Volksheld, dann Sorgenkind der Nation -Ê und jetzt droht dem Sportidol Jan Ullrich wegen des Dopingskandals das Ende seiner wechselvollen Karriere.

Der 32-Jährige produzierte außer sportlichen Highlights -Ê dazu zählen der Olympiasieg 2000 und mehrere Weltmeistertitel - genug Negativschlagzeilen. Alkoholisiert rammte er in der Nacht zum 1. Mai 2002 bei einer Irrfahrt mit seinem Porsche einen Fahrradständer vor dem Freiburger Bahnhof. Wenig später wurde er von der Polizei bei seiner Fahrerflucht gestoppt, musste zur Blutprobe (1,4 Promille) und seinen Führerschein abgeben. Wegen Knie-Problemen musste er die Teilnahme am bedeutendsten Radrennen der Welt absagen. Auch psychisch wirkte Ullrich arg angeschlagen.
Noch stärker ramponiert wurde sein Image wenige Wochen später durch die Tabletten-Affäre mit anschließender Dopingsperre für sechs Monate. Bei einer feucht-fröhlichen Disko-Sause nahm er zwei Ecstasy-Pillen und wurde später positiv auf Amphetamin getestet. Ullrich bezeichnete den Party-Fehltritt später als »Riesendummheit«. Er verwahrte sich jedoch dagegen, Mittel zur Leistungssteigerung genommen zu haben. Fortan wurden ihm »Babysitter« zur Seite gestellt, die darauf achten sollten, dass der Ausnahme-Athlet keine Dummheiten begeht und sich sportgerecht ernährt.
Seine persönlichen Fehltritte stehen in krassem Gegensatz zu seinen sportlichen Erfolgen. 1993 betrat Ullrich in Oslo als jüngster Amateurweltmeister die große Radsportbühne. 1995 bekam er einen Profivertrag beim Bonner Rennstall und feierte dort viele Erfolge. In Sydney wurde er vor sechs Jahren Olympiasieger auf der Straße, 1999 und 2001 Zeitfahr-Weltmeister, 1999 Gewinner der Spanien-Rundfahrt, 2004 und in diesem Jahr gewann der in Scherzingen in der Schweiz lebende Rostocker die Tour de Suisse. Seinen Tour-Erfolg von 1997 konnte Ullrich bislang nicht wiederholen. Bei der knüppelharten »Tour der Leiden« belegte er viermal als geschlagener Held den zweiten Platz.
Auch privat kam Ullrich nicht zur Ruhe; seine Liebesgeschichten wurden in der Boulevardpresse ausgebreitet. 2005 kam es nach der Geburt seiner Tochter Sarah Maria - sie wird an diesem Samstag drei Jahre alt -Êzur Trennung von seiner langjährigen Freundin Gaby. Nur wenige Wochen später präsentierte Ullrich Sara Steinhauser (28) - die Schwester von Radprofi Tobias Steinhauser - in der Öffentlichkeit als neue Frau an seiner Seite. Die beiden wollen noch in diesem Jahr heiraten.

Artikel vom 01.07.2006