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»Vielseitigkeit macht den Reitsport aus«

Bielefelder Reit- und Fahrclub vertraut seit sechs Monaten dem neuen Reitlehrer Ralf Heinen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Über Langeweile braucht sich Ralf Heinen (46) gewiss nicht zu beklagen. Seit einem halben Jahr ist der gelernte Pferdewirt beim Bielefelder Reit- und Fahrclub fest angestellt. Er sorgt dafür, dass im Verein alles rund läuft. Sein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr und endet oft kaum vor 21 Uhr.

Die Vierbeiner und der Sport sind Heinens Leben. In Ubach-Palenberg bei Aachen aufgewachsen, wusste der neue Bielefelder Reitlehrer schon früh, dass der Reitsport mehr als ein Hobby für ihn werden sollte. In Münster erlernte er den Beruf des Pferdewirtes und bestand dort auch die Prüfung, die ihn befähigt Lehrlinge auszubilden. Zuletzt arbeitete er als Reitlehrer bei Bayer 04 Leverkusen. Da sich der Bayer-Konzern aus der Förderung des Reitsportes zurückzog und die beiden Reitlehrer-Stellen ersatzlos strich, bewarb sich Ralf Heinen auf eine entsprechende Offerte des Bielefelder Reit- und Fahrclubs.
»Ich war früher schon mal anlässlich eines Turniers in der Bielefelder Senne, konnte mich aber bei meiner Vorstellung nicht mehr erinnern«, gibt Heinen ehrlich zu. Umso überraschter war er, als er Ende letzten Jahres das Gelände rund um den Windelschen Holzhof intensiver denn je in Augenschein nahm. Sein erster Eindruck: »Besser geht es nicht. Dieses Terrain mit den tollen Sprüngen entspricht so ganz meinen Vorstellungen.«
Mit Ehefrau Silvia, Tochter Chantal (12) und Sohn Etienne (10) ist Ralf Heinen inzwischen längst an den Teutoburger Wald umgezogen. In einer schmucken Dienstwohnung über dem Reitstall fühlt sich die gesamte Familie mittlerweile heimisch. Ihm macht es nichts aus, dass sein Arbeitstag meistens mehr als acht Stunden beinhaltet. Neben der Ausbildung der jungen Reiterinnen und Reiter sowie der Pferde kümmert er sich auch um die Betriebsführung. Dazu zählen u.a. Einkauf von Futtermittel und auch der Einsatz von Mitarbeitern.
Er selbst bewegt jeden Morgen ab 7.30 Uhr fünf bis sechs Pferde, die im vereinseigenen Stall stehen. »Manchmal sind es auch mehr. Aber ab neun brauche ich einen Zubereiter«, erzählt der Reitlehrer. Zahlreiche Kinder unterrichtet er und bringt ihnen das ABC des Reitsports näher. »Ab sechs Jahre beginnt das Voltigieren, danach folgt das Reiten an der Longe, in der Gruppe und das Springen über kleine Baumstämme«, verrät Heinen sein Ausbildungsprogramm. Dazu gehört natürlich neben der Praxis (satteln, trensen und putzen) auch die Theorie.
Der Chef-Reitlehrer Ralf Heinen ist nicht auf eine Disziplin fixiert. »Die Vielseitigkeit macht den Reitsport aus«, schwärmt er geradezu von der »Königsdisziplin« Military, die er selbst in jungen Jahren im Bonner Reitstall von Karl Siemens-Fischer von der Pike auf erlernt und selbst im Wettkampf (Rheinisch-Westfälische Meisterschaften) ausprobiert hat. Für seine Einstellung war das ein wichtiges Kriterium. »Schließlich sind wir weitgehend auf die Vielseitigkeit fixiert«, sagt Vereinsvorsitzender Hans-Friedrich Nagel und freut sich diebisch, dass sein »Leitender Angestellter« inzwischen nicht nur so manches Dressur- oder Springpferd auf dem Holzhof auf Vordermann gebracht, sondern auch bei einigen »Vielseitigkeits-Muffeln« lebhaftes Interesse für die geliebte Military geweckt hat.
Nach gut einem halben Jahr ist die Akzeptanz des neuen Reitlehrers bei den Mitgliedern des Bielefelder Reit- und Fahrclubs hundertprozentig vorhanden. »Herr Heinen macht einen ausgezeichneten Job. Er gibt einen hervorragenden Jugend-Unterricht und die Military ist für ihn kein Fremdland«, lobt Club-Chef Nagel den ausgebildeten Pferdewirt. Ins gleiche Horn bläst auch Schatzmeisterin Kirsten Rommelmann: »Sein Unterricht ist sehr abwechslungsreich. Jeder wird gefördert und gefordert. Das ist oft eine schmale Gratwanderung.«
Durch die Einstellung des Reitlehrers Heinen, der oft von seiner Frau unterstützt wird, ist die Angebotspalette des Vereins noch flexibler und attraktiver geworden. So veranstaltet der Klub vom 1. bis 6. August einen Schnupperkurs für Einsteiger. In den Schulferien ist ein Zeltlager in der Senne vorgesehen. In einem anderen Kurs werden so genannten »Späteinsteigern« die Hemmungen für den Reitsport genommen. Auskünfte zu den verschiedenen Kursen erteilt derzeit Kirsten Rommelmann (Tel. 0160/4425980).

Artikel vom 01.07.2006