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Triebwagen kurz vorm Ziel entgleist

Nordwestbahn »strandet« auf dem Weg ins Depot am Hauptbahnhof

Bielefeld (hz). Etwa 400 Meter hinter dem Hauptbahnhof ist in der Nacht zu Donnerstag ein Triebwagen der Nordwestbahn entgleist. »Der Warendorfer« (Münster-Bielefeld) stand erst 13 Stunden später wieder auf den Schienen. Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt - der Zug war bis auf den Lokführer leer.

Um 22.48 Uhr am späten Mittwoch waren die letzten Passagiere an der Endstation Hauptbahnhof Bielefeld ausgestiegen. Dann, so berichtete Rainer Pohl, Notfallmanager der Deutschen Bahn und Einsatzleiter an der Unfallstelle, sollte der Triebwagen vom Typ »Talent« auf einer Nebenstrecke zum Toilettenreinigen ins wenige Kilometer entfernte Depot kurz vor dem Ringlokschuppen an der Stadtheider Straße fahren. Doch schon gegenüber der Europcar-Autovermietung an der Herforder Straße war Schluss: Hinter einer Weiche sprangen vier Räder des Zuges aus den Schienen, ein etwa 40 Tonnen schweres Teilstück des »Talent« hing über dem Schotterbett zwischen zwei Gleisen.
Warum es dazu kam, ist zur Zeit noch nicht geklärt. Es besteht der Verdacht, dass der Lokführer vor der Weiche ein Stoppsignal übersehen hat. Der Mitarbeiter der Nordwestbahn bestreitet das, die weiteren Ermittlungen führt die für Bahnanlagen zuständige Bundespolizei (ehemals Grenzschutz).
Bahnarbeiter vom so genannten Hilfszug aus Osnabrück trafen gegen 1.30 Uhr am Donnerstag in Bielefeld ein und begannen mit Aufgleisgerät den fast querstehenden Triebwagen Stück für Stück auf die Schienen zurückzusetzen. Um 12.10 Uhr hatten die Männer Feierabend - der »Talent« stand dank Eisenträger und Druckluft wieder auf dem Gleis.
Während der Bergungsarbeiten waren im Hauptbahnhof die Gleise 1 und 2 gesperrt. Die Fern- und Regionalzüge wurden über die Bahnsteige 3 bis 6 umgeleitet. Weil sich der Unfall der Nordwestbahn auf einer Nebenstrecke ereignet hatte, kam es zu keinen Störungen im Reise- oder Güterverkehr.
Wie schwer der entgleiste Triebwagen beschädigt worden ist, das konnte Nordwestbahn-Sprecherin Katrin Hofmann gestern noch nicht zu sagen. Auf jeden Fall werde der »Talent« zwecks genauer Schadensanalyse zurück zur Werkstatt an den Firmensitz nach Osnabrück gebracht.

Artikel vom 30.06.2006