01.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Scholle« will Straße
von Stadt übernehmen

Privatisierung und Neubauprojekte sind geplant

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Zum ersten Mal steht in Bielefeld zur Diskussion, eine reine Wohnstraße »einzuziehen«, das heißt: sie zu einer Privatstraße zu machen. Die Baugenossenschaft Freie Scholle möchte die Albert-Schweitzer-Straße von der Stadt übernehmen.

Dort, an der Ecke Jöllenbecker/Ecke Albert-Schweitzer-Straße steht die Hauptverwaltung der »Scholle«, an der Albert-Schweitzer-Straße hat die Baugenossenschaft bereits 1,8 Millionen Euro in Neubauten investiert, die alte Häuser ersetzt haben. Und es soll dort weiter umstrukturiert werden.
Geplant sind weitere Neubauten, die an Stelle von Häusern aus den 1950er Jahren errichtet werden sollen, aber auch zusätzliche Mehrparteienhäuser am Ende der Albert-Schweitzer-Straße - da, wo dereinst die Verlängerung der Straße zu einem Innenstadtring geplant war. Der alte Bebauungsplan wurde vor einigen Jahren aufgehoben.
In einer ersten Bürgerversammlung stellte die »Scholle« ihre Planungen vor. Claudia Warnecke, Abteilungsleiterin Planen und Bauen West im städtischen Bauamt: »Anregungen und Bedenken etwa der Anwohner werden jetzt, im Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes, berücksichtigt und eingearbeitet.« Man stehe jetzt erst vor dem ersten Verfahrensschritt. »Neuland« sei auch für die Verwaltung die Umwandlung einer städtischen in eine Privatstraße. Überprüft und bewertet würden die finanziellen Auswirkungen, was sich auch danach richte, wann die Straße nach dem Kommunalabgabegesetz abgerechnet worden sei (Anlieger werden prozentual an den jeweiligen Straßenbaukosten beteiligt - je nach Grundstücksgröße). Claudia Warnecke erinnert daran, dass in Bielefeld bislang erst ein einziges Mal eine städtische Straße zu einer Privatstraße geworden sei: die Lutterstraße. Dort läge der Fall aber anders, weil die Straße ausschließlich zu einem Firmengelände gehöre (Oetker).
Die Freie Scholle würde gern die Albert-Schweitzer-Straße zwischen der Einmündung Carlmeyerstraße und Schloßhofstraße zur Privatstraße machen; die Zufahrt von der Schloßhofstraße - heute noch möglich - könnte unterbunden werden. Auf dem heute unbebauten Grundstück am Ende der Albert-Schweitzer-Straße sollen bis zu vier neue Häuser gebaut werden - für zwei davon ist der Baubeginn bereits im Frühherbst vorgesehen. Planungen sehen zudem die Anlage von zahlreichen neuen (Anwohner-)Stellplätzen vor.
Am - auch künftig städtischen - Teil der Albert-Schweitzer-Straße plant die »Scholle« den Bau eines Nachbarschaftszentrums. Damit will die Baugenossenschaft ihr Konzept vom »lebensgerechten Wohnen« abrunden. Das Unternehmen verwaltet in Bielefeld insgesamt 5026 Wohneinheiten.

Artikel vom 01.07.2006