30.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fernsehen bildet nicht

Geräte im Kinderzimmer sorgen für schlechtere Noten

Erfurt (dpa). Je mehr Zeit Kinder vor dem Fernseher oder der Spielkonsole verbringen, desto schlechter sind laut einer Umfrage ihre Schulleistungen.

Besonders negativ wirke sich dabei der eigene Fernseher im Kinderzimmer aus, sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer. Das Institut hatte im Frühjahr vergangenen Jahres 6000 Kinder der vierten und 17 000 Schüler der neunten Klassen in elf westdeutschen Städten und Landkreisen sowie in Thüringen befragt.
Demnach haben Viertklässler mit einem Fernsehgerät im Kinderzimmer deutlich schlechtere Noten in Deutsch, Mathematik und Sachkunde als ihre Altersgenossen ohne eigenen Fernseher. Die schulischen Leistungen der Kinder hingen jedoch auch von anderen Faktoren wie einer gewaltfreien Erziehung oder dem Bildungsgrad der Eltern ab, sagte Pfeiffer. »Gebildete Eltern produzieren gute Schüler.«
Neben einem Nord-Süd-Gefälle bei der Medienausstattung der Kinderzimmer sieht Pfeiffer auch in Wohlstandsunterschieden einen Grund. »Je wohlhabender das Elternhaus und je höher das Bildungsniveau, desto geringer ist die Geräteausstattung in den Kinderzimmern.« In Thüringen, dem einzigen repräsentativ untersuchten Bundesland, hat laut der Erhebung jeder zweite Viertklässler einen Fernseher im Zimmer stehen. Nur noch in Dortmund sei der Ausstattungsgrad höher. Demgegenüber fänden sich in süddeutschen Kinderzimmern seltener Fernseher.
In Süddeutschland ist der Untersuchung zufolge die Ausstattungsquote mit 16,4 Prozent nur ein Drittel so hoch wie in Thüringen, in niedersächsischen Gebieten beträgt sie 33,6 Prozent. Auch bei den Nutzungszeiten stehe Thüringen weit vorn. An einem durchschnittlichen Schultag verbringen Zehnjährige im Freistaat durchschnittlich fast zweieinhalb Stunden vor dem Fernseher oder mit Video- und Computerspielen. Befragt wurden in Thüringen 613 Kinder der vierten und 2720 Jugendliche der neunten Klasse.
Auch der Leistungsabstand zwischen Jungen und Mädchen werde jedes Jahr deutlicher, sagte Pfeiffer. Da ein vergleichsweise hoher Gerätebesitz, lange Medienzeiten und eine hohe Vorliebe für Gewaltinhalte vor allem auf Jungen zuträfen, könne es nicht verwundern, dass sich Leistungsdefizite in der Schule insbesondere bei Jungen zeigten. Bei den Neuntklässlern kommt die Untersuchung außerdem zu dem Schluss, dass Schulschwänzen das Risiko von Jugendgewalt erhöht. Im Vergleich aller untersuchten Gebiete weist Thüringen den geringsten Anteil an Schulschwänzern aus.

Artikel vom 30.06.2006