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Suchte bei Karstadt nach Schuhen - ohne Stollen: Birgit Schäfersmann.

In der Verlängerung
ein Paar neue Schuhe

Abseits des spannenden Viertelfinales


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (gge). 1:1, das Spiel geht in die Verlängerung... - Birgit Schäfersmann (39) kann das nicht aus der Ruhe bringen. Die Hausfrau aus Brake steht in der Schuhabteilung des Karstadt-Kaufhauses und hat alle Zeit der Welt, sich die richtigen »Schlappen«, wie sie sagt, auszusuchen. »Es ist nicht so, dass ich kein Fußballfan wäre«, meint die verheiratete Mutter von zwei Kindern fast entschuldigend, »mir ist das Ganze nur zu aufregend«.
Bielefeld im Fußballfieber. Trotzdem guckten gestern ab 17 Uhr nicht alle Deutschland-Argentinien. Zugegeben, sie waren wohl in der Minderzahl. Aber hoch motiviert, wie die kleine WESTFALEN-BLATT-Stippvisite an anderen Ecken der Stadt als am Jahnplatz ergab.
»Uns ist es da sowieso zu voll«, meinte Tobias Wortmann (15), der mit Freundin Nadine Vagts (ebenfalls 15) den Bummel über die Kirmes am Kesselbrink dem Getümmel vor der Großleinwand vorzog. Zuckerwatte statt Verlängerung, Schuss auf die Rose statt gegen den Ball, lautete ihre Devise.
Über zu viel anderes »Fußvolk« mussten sie sich nicht beklagen. Immerhin rund 500 Jungen, Mädchen, Frauen und selbst ein paar Männer füllten nämlich das Wiesenbad, während Odonkor verzweifelt über die Flügel das Spiel zu gewinnen versuchte. »Es macht Spaß, sich im Wasser zu entspannen. Und man nimmt nur zu, wenn man vor dem Fernseher sitzt«, holt Maik Trzeciak (12) aus Stieghorst zum verbalen Querpass aus. Mutter Violetta (35) versteht das, löst derweil Kreuzworträtsel in der Sonne, weiß ihren Gatten zu Hause vor dem Bildschirm. Dann tönt es doch aus den Lautsprechern des Freibad-Radios: »Elfmeterschießen!« Und selbst Schwimmmeistergehilfin Barbara Stüssel lauscht.

Artikel vom 01.07.2006