01.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine Bühne für Sprachtraining

»English Drama Group« der Universität feiert ihr 30-jähriges Bestehen

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die »English Drama Group« der Universität Bielefeld hat allen Grund zum Feiern: 30 Jahre lang existiert die studentische Schauspieltruppe, die ihre Stücke ausnahmslos in englischer Sprache aufführt.

Martin Winks war es, der die »English Drama Group« 1976 ins Leben rief. Als Dozent an der Fakultät Anglistik wollte er mit der Theatergruppe seinen Studenten die Möglichkeit eröffnen, auf spielerische Art ihr Englisch aufzubessern. »Die gesprochene Sprache kommt in vielen Seminaren zu kurz«, weiß auch Mirjam Manoutchehri, die 2003 die Leitung der Gruppe von Winks übernahm, nachdem sie selbst einige Semester in der Gruppe gespielt und ihrem Lehrmeister über die Schultern geschaut hatte.
Obgleich im Fachbereich Englisch angesiedelt, steht die Theatergruppe Studenten aller Fakultäten offen. Viele intensive und fächerübergreifende Freundschaften konnten entstehen, denn die Arbeit an einem Stück schweißt zusammen, weiß Manoutchehri, die zwar lenkt und leitet, gleichwohl jedem ein Mitspracherecht einräumt. »Jedes Stück ist ein Gemeinschaftsprodukt«, sagt die engagierte Theaterleiterin.
Aktuell besteht die Gruppe aus zehn Akteuren und zwei technischen Mitarbeitern. »Die Fluktuation hat zugenommen, seit die Bachelor-Studiengänge eingeführt wurden«, erzählt Mirjam Manoutchehri. Gleichwohl gibt es einen festen Stamm, der über mehrere Semester bei der Stange bleibt -Êund das, obwohl die Theaterarbeit zeitaufwändig ist. Zweimal pro Woche treffen sich die Mitglieder zur Probe, vor Aufführungen auch öfter.
Raum C02-235 verfügt weder über eine Einrichtung, noch über eine anheimelnde Atmosphäre. Genau richtig, um sich ganz auf die Ausgestaltung der Rollen zu konzentrieren. Zu Aufführungen wandert die Gruppe indes ins AudiMin. Und die vier bis fünf Vorstellungen pro Semester sind nach Auskunft von Manoutchehri stets gut besucht. Der Eintritt ist zwar frei, gleichwohl bittet die »English Drama Group« um Spenden. »Eine andere Einnahmequelle gibt es nicht«, betont die Leiterin.
Kostüme, Requisiten und Bühnenbild werden in Eigenregie hergestellt. Bedient wird sich aus einem kleinen eigenen Fundus und dem heimischen Kleiderschrank. Auch der Kostümfundus des Bielefelder Theaters wird schon mal herangezogen, etwa wenn historische Kostüme aus dem 19. Jahrhundert benötigt werden.
Im Gros bedient sich Manuchehri, die eine Vorauswahl der Stücke trifft, bei den Dramatikern des 20. Jahrhundert: Oscar Wild, Tennessie Williams, Samuel Beckett oder Edward Albee gehören zu den Haus- und Hof-Dramatikern der Gruppe.
Um Shakespeare, den klassischsten englischen Dichter aller Dichter, macht Manutchehri indes einen Bogen: »Der ist für uns einfach zu aufwendig. Solch eine Inszenierung würde unsere Mittel und Kapazität sprengen.«
Das Genre ist und bleibt gemischt und bewegt sich zwischen den Polen Krimi und Komödie. Unterhaltend sollen die Stücke sein, aber wiederum auch nicht zu seicht. Auf unterschiedliche Weise geht es stets um die Höhen und Tiefen des menschlichen und zwischenmenschlichen Lebens.
So auch in der Woche vom 10. bis 15. Juli. Die Geburtstagsproduktion der »English Drama Group« umfasst dann mehrere kurze englische und amerikanische Einakter. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr im AudiMin.

Artikel vom 01.07.2006