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DLV-Teams total »abgestürzt«

Claudia Tonn im Europacup Neunte

Malaga (dpa). Die deutschen Leichtathleten sind beim Europapokal in Malaga total abgestürzt und dürfen erstmals seit der Premiere vor 29 Jahren keine eigene Mannschaft zum Weltcup schicken.
Nach einer beispiellosen Pleitenserie und der schlechtesten Platzierung seit der deutschen Einheit wurden die Männer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) als Titelverteidiger gar auf den achten Platz (86,5 Punkte) durchgereicht. Das Frauen-Team beendet seine vergebliche Aufholjagd gestern Abend mit 93 Punkten auf dem fünften Rang.
Auch Claudia Tonn vom LC Paderborn ließ sich von der schwachen deutschen Gesamtleistung anstecken. Vier Tage nach ihrem Super-Satz von Ratingen (6,75 m) musste sich die 25 Jahre alte Leichtathletin mit 6,19 Meter begnügen. Als Neunte und Letzte des internationalen Wettbewerbs blieb sie damit hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Die Paderbornerin muss nun weiter um ihr EM-Ticket bangen, hofft aber weiter auf eine Nominierung für die Titelkämpfe in Göteborg.
Russlands Frauen (155) siegten zum zehnten Mal in Serie; bei den Männern holten sich die Franzosen (118) den Pokal. Zum Weltcup Mitte September in Athen fahren auch die zweitplatzierten Teams aus Russland (Männer/116) und Polen (Frauen/111,5).
»Ich träume schon lange nicht mehr. Es gibt nichts zu beschönigen. Von Spitzenathleten erwarte ich, dass sie auch in Stress-Situationen Spitzenleistungen abrufen können«, wetterte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des DLV. Besonders die Staffeln sowie Claudia Marx (Letzte über 400 Meter Hürden) und Hammerwerferin Betty Heidler (Letzte mit vier Fehlversuche) hätten enttäuscht.
Nur zwei Siege durch Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (Neubrandenburg/65,54 m) und ihre kugelstoßende Club-Kollegin Petra Lammert (18,80 m) in den insgesamt 40 Wettbewerben waren einfach zu wenig, um sich nach den Halbzeit-Rängen fünf (Frauen) und acht (Männer) noch auf einen Platz an der Sonne vorzukämpfen. Dazu kamen drei zweite Plätze durch 800-m-Läuferin Monika Gradzki (Wattenscheid), Diskus-Riese Lars Riedel (Chemnitz) und Hürdensprinterin Kirsten Bolm (Mannheim). Dritte wurden Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg), 400-m-Läuferin Claudia Hoffmann (Potsdam) und Stabhochspringerin Nastja Ryshich (Ludwigshafen).
Zu den wenigen sportlichen Lichtblicken gehörte die deutsche Jahresbestleistung von 12,74 Sekunden durch Kirsten Bolm über 100 Meter Hürden. Für die beiden einzigen Jahresweltbestleistungen hatten Monika Pyrek (Polen) im Stabhochsprung bereits am Mittwoch mit 4,75 Meter und die russische 4x400-m-Staffel in 3:23,51 Minuten gesorgt.

Artikel vom 30.06.2006