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Erste Gäste
stornieren
den Urlaub

Abschuss von Bruno

München/Schliersee (dpa). Der Abschuss von Braunbär »Bruno« hat eine Flut von Strafanzeigen ausgelöst.
Nicht nur bei der zuständigen Staatsanwaltschaft München II, sondern auch bei anderen Anklagebehörden sowie bei der Polizei sei »eine Vielzahl« von Anzeigen eingegangen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl. Die Anzeigen richteten sich unter anderem gegen Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) und die beim Abschuss beteiligten Jäger. Eine zentrale Frage sei, wie sich die Gefährdungslage vor der Abschussgenehmigung für die Verantwortlichen dargestellt habe. Zum Abschuss selbst werde untersucht, ob er waidgerecht ausgeführt wurde. »Wir prüfen das - danach entscheiden wir, ob wir ein Ermittlungsverfahren einleiten und gegen wen«, sagte Hödl.
In der Region um Schliersee stornierten zwei Tage nach den tödlichen Schüssen die ersten Gäste ihren Urlaub. Die Urlauber protestierten damit gegen den Abschuss des Bären. Auch in Italien herrscht Empörung über »Brunos« Tod. Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio legte Beschwerde bei der EU ein: »Eine Europäische Union, die die ganze Welt dazu auffordert, geschützte Arten zu retten und dann mit Gewehren einen Bären abknallt, ist einfach nicht glaubwürdig.« Bruno war am Montag auf Anordnung des Ministeriums von einem Jäger erschossen worden.
In Rumänien hat eine Braunbärin einen Mann am Stadtrand der siebenbürgischen Stadt Kronstadt schwer verletzt. In Rumänien lebt mit 5000 Exemplaren die größte Braunbären-Population Europas. Aus der Umgebung von Brasov haben Förster jüngst 13 von etwa 30 Bären umgesiedelt.

Artikel vom 29.06.2006