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Mädchen tot
am Bahndamm

Halbschwestern wurden ermordet

Lüttich (dpa). Die seit 19 Tagen vermissten Stiefschwestern Stacy und Nathalie aus Lüttich sind tot. Die belgische Polizei fand gestern die Leichen der beiden sieben und zehn Jahre alten Mädchen.

Die sterblichen Überreste lagen neben einem Bahndamm in einem abgedeckten Abwasserkanal nahe dem Ort, wo sie in der Nacht zum 10. Juni zuletzt lebend gesehen worden waren.
Die sofort begonnene Obduktion der Leichen solle die genaue Todesursache klären, sagte die Lütticher Staatsanwältin Anne-Marie Bourgignont. Dabei solle auch festgestellt werden, ob die Mädchen vergewaltigt wurden. Ein vorbestrafter Sexualtäter, der sich drei Tage nach dem Verschwinden der Kinder bei der Polizei meldete, bleibe in Untersuchungshaft. Er beteuere weiter seine Unschuld.
Die Polizei entdeckte bei ihrer Suche entlang einer Bahnlinie zunächst die Leiche der siebenjährigen Stacy. Im selben Abwasserkanal wurde einige Stunden später auch deren ältere Stiefschwester Nathalie gefunden. Der Verwesungszustand der beiden Kinderkörper deutet nach Angaben von Untersuchungsrichterin Pascale Goossens darauf hin, dass die Mädchen bereits kurz nach ihrem Verschwinden ums Leben kamen.
Untersuchungsrichterin Goossens betonte, die Fahnder hätten die Leichen nicht auf Grund von Zeugenaussagen oder der Angaben des Verdächtigen gefunden. Der Fundort liegt nur 200 Meter von dem Lokal »Aux Armuriers« entfernt, vor dem die Kinder verschwunden waren.
Anders als bei zwei Opfern des inzwischen verurteilten Mädchenmörders Marc Dutroux, die vor elf Jahren im Raum Lüttich entführt worden waren, suchten Polizei und Justiz diesmal von Anfang an mit großem Einsatz nach den Mädchen. Der belgische Thronfolger Prinz Philippe und seine Ehefrau Mathilde sprachen den Eltern der toten Kinder ihr Beileid aus.
Die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammenden Stiefschwestern wurden zuletzt am 10. Juni vor einer Gaststätte gesehen, in der ihre Eltern bis zwei Uhr morgens zechten. Der Tatverdächtige ist mit der Serviererin der Kneipe befreundet und war tagelang nicht aufzufinden. Erst als das Fernsehen Fahndungsbilder von ihm zeigte, meldete er sich bei der Polizei.
Nach Einschätzung der Ermittler ist der Festgenommene »ein Psychopath, der nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden kann«. Der Verdacht fiel auch auf ihn, weil er in der Vergangenheit wegen der Vergewaltigung von Minderjährigen verurteilt worden war.

Artikel vom 29.06.2006