29.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Fortschritt am
Flugplatz nicht
aufzuhalten«

Anwohner versteht Aufregung nicht

Von Stefanie Westing
Senne (WB). Kopfschüttelnd hat Manfred Duell die jüngste Diskussion um Parallelrollwege und Vorschriften von Start und Landungen am Flugplatz Windelsbleiche verfolgt. Der 69-jährige Senner versteht die Härte der Diskussion, die bisweilen ins Spiel kommt, und manchmal auch den Inhalt nicht. Er steht hinter dem Flugplatz - mit allem, was dazu gehört.

Duell wohnt am Nordkampweg am Rande der Einflugschneise. »Wir sind 1973 hierher gezogen. Damals gab es einen Nato-Schießplatz in der Nachbarschaft, und ständig flogen Maschinen vom Nato-Flugplatz in Gütersloh über unser Haus. Die machten richtig Radau, da war es wirklich laut. Verglichen mit dem, sind die Flugzeuge, die jetzt in Windelsbleiche starten, doch kein Problem.«
Duell sieht in erster Linie den Nutzen, den die heimische Wirtschaft von einer gelockerten Start- und Lande-Vorschrift hat - und den Sicherheitsaspekt. Ein Punkt, den der 69-Jährige in der Diskussion um Start- und Landepunkte nicht nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass nach der bislang geltenden Richtlinie ein gewerbsmäßig genutztes Flugzeug die ganze Bahnlänge nutzen durfte, das selbe Flugzeug, wenn es im Werksverkehr eingesetzt war, aber nur die ursprüngliche, kürzere Bahn. Das, meint Duell, habe mit gesundem Menschenverstand nichts zu tun.
Er kennt viele direkte Anlieger, die sich mit dem Flugplatz sehr gut arrangieren. Denn: »Was würde denn aus dem Gelände, wenn es den Flugplatz nicht mehr gäbe? Wildnis oder Bauland. Damit wäre doch auch niemand zufrieden.« Außerdem trifft der Senner auf seinen häufigen Spaziergängen rund um das Gelände immer wieder Menschen, die fasziniert sind vom Fliegen. »Viele fahren doch sogar eigens zum Flughafen Paderborn, um sich die Flieger anzusehen oder sie ihren Enkelkindern zu zeigen.«
Ein schönes Stück Senne - manchmal etwas laut, aber nicht ständig. Auf diese Formel lässt sich der Flugplatz nach Ansicht des 69-Jährigen bringen. Er kann verstehen, wenn jemand aus Prinzip und komplett gegen den Flugplatz ist - aber viele der »Flugplatzgegner« seien erst nach Senne gezogen, als der Platz schon längst existierte. »Die wussten doch, worauf sie sich einlassen.« Der Fortschritt, meint der Rentner, sei eben auch hier nicht aufzuhalten, die Fliegerei die Fortbewegungsart der Zukunft. Er sei übrigens gern bereit, seine Argumente mit denjenigen, die anderer Meinung sind, sachlich zu erörtern.
Sein Rechtsempfinden sagt ihm allerdings auch, dass sich die Flughafen Bielefeld GmbH an existierende Verträge zu halten habe. Seiner Ansicht nach sind die prinzipiellen Fehler schon früher gemacht worden - als diese Verträge aufgesetzt wurden: »Damals hätte man vernünftige Fakten schaffen müssen.« So lange die Flugfrequenz so bleibe wie im Moment, sei alles in Ordnung, meint Duell. »Und größere Maschinen können hier sowieso nicht landen.«

Artikel vom 29.06.2006