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Alle reizen mit
denselben
Spielkarten

Simultan-Turnier der Bridgefreunde

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Sieker (WB). Wenn an einem Montagabend 2 920 Menschen zeitgleich dieselben Karten-Partien spielen, kann es sich nur um Simultan-Bridge handeln. Der Bielefelder Club Leineweber nahm an diesen ungewöhnlichen Turnier auf Europaebene mit 30 Personen teil. Wer mehr über das reizvolle Kartenspiel erfahren möchte, hat dazu am Sonntag, 2. Juli, von 11 bis 13 Uhr beim »Tag der offenen Tür« in der Elsterstraße 37, Bridge-Colleg, Gelegenheit.

Da Bridge, hervorgegangen aus dem Kartenspiel Whist, vor allem in England und Frankreich verbreitet ist, entstammen die Begriffe häufig der englischen und der französischen Sprache. Skat- und Doppelkopf-Spieler müssen sich an »Coeur« statt »Herz« und »Treff« statt »Kreuz« gewöhnen.
Konzentration ist vor allem in der ersten Phase des Spiels erforderlich, wenn es abzuschätzen gilt, was man zusammen mit seinem festen Spielpartner an Stichen einheimsen könnte. Die »Reizung« geht ohne viel Worte über die Bühne, zumal Bietkarten zur Hilfe genommen werden. Abwägen, entscheiden, ansagen - alles geht sehr ruhig vonstatten. Ist die Reizung abgeschlossen, beginnt das Spiel, das jedoch nur fünf bis sieben Minuten dauert. Anschließend tauschen sich die versierten Spieler - wenn überhaupt - nur mit kurzen Kommentaren aus.
Für den Laien eine geradezu verwirrende Fülle von Vorgaben und Regeln; für Bridge-Freunde ein anspannend-entspannender Zeitvertreib gleichermaßen. »Wenn einem Karten liegen«, meint Fachfrau Merle Schneeweis zuversichtlich, »dann kann man Bridge in einem guten Jahr lernen.« Die, die die Herausforderung angenommen und dieses Kartenspiel als das Ihre entdeckt haben, schwärmen von ihren Bridge-Nachmittagen oder -Abenden, wollen den Reiz des Kombinierens nicht missen.
Für alte »Bridge-Hasen« ist ein Turnier mit Simultan-Charakter eine interessante Abwechslung. Auf jedem der Tische liegen viereckige Kartenhalter - so genannte Boards, in denen die 52 Karten bereits in vier Päckchen aufgeteilt sind. Diese Blatt-Konstellation spielen alle teilnehmenden Paare im Laufe eines Simultan-Turnier-Abends einmal durch. Da genau festgehalten wird, welche Karte als erste aufgespielt wurde und wieviel Punkte am Ende erreicht wurden, ergibt sich ein interessanter Vergleich untereinander. »Und diese Karten in der jeweiligen Kombination werden heute nicht nur hier, sondern auch in Frankreich, Belgien, Spanien und selbst in Beirut gespielt«, macht Merle Schneweis deutlich.
Per E-Mail wird sie nach Turnier-Ende (offiziell handelt es sich um ein »Masters Roy René-Turnier«) die Ergebnisse weitergeben und damit nicht nur die Teilnahme des Bridge Clubs »Leineweber« in Bielefeld, sondern auch die Gesamtleistung dokumentieren. Die Mitspieler erhalten später noch eine Broschüre, in der die Ausgangslage, die maximal erreichbare Stichzahl und Tipps zum Spielablauf enthalten sind.
Denn auch der geübte Bridge-Freund kann immer noch dazulernen - auch nach jahrelanger Spielpraxis.

Artikel vom 30.06.2006