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Kämpfernatur als Motivator

Bücher zur Tour: Wie Udo Bölts Jan Ullrich zum Sieg antrieb

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Wer die Tour de France nicht nur im Fernsehen genießen will, findet hier für die kommenden drei Wochen einige Anregungen.

Motivierend

Ein Satz hat den Radprofi Udo Bölts bekannter gemacht, als alle Erfolge seiner 15 Profijahre zusammen: »Quäl dich, du Sau!« So trieb die alte Kämpfernatur seinen Kapitän Jan Ullrich1997 zum Tour de France-Sieg, als dieser in den Vogesen schwächelte. Wie es dazu kam, aber natürlich noch viel mehr, erzählt der Pfälzer jetzt in seiner höchst interessanten Autobiographie. Ein Buch, das ansteckend wirkt, denn es dokumentiert die unbändige Leidenschaft, mit der Bölts seinen Sport »gelebt« hat. Eine Motivationshilfe - fast so wie jene vier Worte, die seither bei fast jedem Ausdauerwettkampf auf irgendeinem Transparent am Wegesrand zu sehen sind und bis heute viele tausend Hobbysportler zum Weitermachen animieren - so wie einst den jungen Radsport-Helden.
Udo Bölts: Quäl dich, du Sau!, Covadonga-Verlag, Bielefeld, 303 Seiten, 19,80 Euro

Informativ

Auf 160 Seiten bleibt in diesem ausführlichen Sonderheft des Rennrad-Magazins »Tour« keine Frage zur 93. Auflage der Frankreich-Rundfahrt unbeantwortet. Ausblicke, Rückblicke und Einblicke sind durchweg informativ und unterhaltsam geschrieben. Jan Ullrich erzählt in einem großen Interview relativ offen über seinen Karriereweg und seine Kapitänsrolle. Im großen Serviceteil werden sämtliche Teams sowie die einzelnen Etappen mit allen Übertragungszeiten im Fernsehen ausführlich porträtiert. Wer während der Fußball-WM auch über die Tour das letzte Wort haben will, findet hier alles Wesentliche.
Tour de France '06: Sonderheft des Rennrad-Magazins Tour, Delius-Klasing-Verlag, Bielefeld, 160 Seiten, 4,30 Euro

Interessant

Wir schreiben das Jahr 1948: Gino Bartali, der Bergspezialist, beherrscht die Tour de France auf unnachahmliche Art und Weise. Der Italiener gewinnt mit fast 30 Minuten Vorsprung das schwerste Rennen der Welt und wird im Ziel erstmals von einer Fernsehkamera begrüßt. Ein neues Zeitalter ist angebrochen - auch bei der Tour. Der niederländische Soziologe, Historiker und Radsportfan Benjo Maso lässt ein bemerkenswertes Rennen aufleben und zeichnet ein brillantes Sittengemälde des Europas nach dem zweiten Weltkrieg.
Benjo Maso: Wir waren alle Götter, Covadonga Verlag, Bielefeld, 319 S., 19,80 Euro

Artikel vom 30.06.2006