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Zartes Pflänzchen sprießt
aus nährendem Boden

Die neuen Spielzeithefte gewähren Einblicke

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Theater- und Konzertsaison ist kaum beendet, da wirft die kommende Spielzeit schon ihre Schatten voraus -Êgreifbar in Form der druckfrisch erschienen Spielzeit-Hefte. Diese weisen inhaltlich und gestalterisch weit über die Funktion einer Informationsquelle hinaus und kommen mit Macht im Habitus »künstlerisch wertvoll« daher.

Freilich, das, was alle am Meisten interessieren würde, nämlich ein Einblick ins sanierte Stadttheater, bleibt dem Theaterfreund naturgemäß verwehrt. Denn noch führen Bauarbeiter und Handwerker im großen Haus Regie.
Für spektakuläre Einblicke sorgt Hausfotograf Philipp Ottendörfer dennoch: mit montageartigen Abbildungen von Sängern, Schauspielern und Tänzern, mit gedoppelten Porträts in surrealistisch anmutenden Szenarien. Gern sprießt ein zartes Pflänzchen aus nährendem Boden, sprich Theaterakteur, hervor: sei's ein bewaldetes Haupt oder eine sich in sperrigen Ästen fortsetzende Zunge. Hauptsache aufsehenerregend.
Dazu geben die Menschen am Theater ganz persönliche Einblicke in ihre Geheimnisse, Wünsche und Träume: »Ich bin noch immer nervös (Harald Gieche), »Ich will doch nur spielen« (Oliver Baierl) oder »Ich war, ich bin, ich werde ein Bösewicht sein« (Michael Bachtadze). Gut, ein bisschen anstrengen muss sich der Leser beim Entziffern des Buchstabensalats - aber soviel geistige Eigenleistung darf man wohl erwarten. Bei all der Kreativität, die einem da entgegenwuchert!
Intendant Michael Heicks hat den Umständen entsprechend die kommende Saison unter das Motto Neuzeit gestellt: Neue Spielzeit, neues Theater, neue Stücke.
»Verbindungen« knüpfen hingegen die Bielefelder Philharmoniker in ihrem Programmheft, das nicht minder neuzeitlich gestaltet daherkommt. Der Fotoband stellt scheinbar willkürlich Aufnahmen unterschiedlichster Orte und Gegenstände gegenüber und fokussiert mittels hervorgehobener Ausschnitte und gezogener Verbindungslinien Zusammenhänge.
Generalmusikdirektor Peter Kuhn stellt im Vorwort die Parallele zur Musik her, die sich stets »verortet, verdrahtet und vernetzt im geistesgeschichtlichen Zusammenhang der Zeitläufe« abspielt.
Die beiden Hefte sind kostenlos bei der Touristinformation erhältlich.

Artikel vom 29.06.2006