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Bielefelder feiern gemeinsam die WM

Späte Lösung: Zum deutschen Viertelfinale erstmals »Public Viewing« auf dem Jahnplatz

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Die Bielefelder haben mit den Füßen abgestimmt«, sagt Hans-Rudolf Holtkamp. Und sie hatten Erfolg. Freitag um 16 Uhr zum deutschen Viertelfinale gegen Argentinien gibt es auf dem Jahnplatz erstmals nicht nur »WM-Party spontan«, sondern »Public Viewing«. Bei der Bielefelder Lösung flimmern »Poldi« und »Schweini« auf dem Bildschirm über der Löwenapotheke. OB David: »Ist Deutschland raus, ist Schluss mit WM-Fernsehbildern.«

Das WM-Fieber der Bielefelder hat die Verantwortlichen überwältigt. Daraus machen Oberbürgermeister Eberhard David und Marketing-Chef Hans-Rudolf Holtkamp keinen Hehl. David: »Wer konnte damit rechnen, dass sich die Familientreffen auf dem Jahnplatz zu so einem Fest entwickeln würden.« Weil sich insbesondere seit Beginn der WM 2006 in Bielefeld die kritischen Rufe nach einer öffentlichen Großleinwand ebenso gemehrt hatten wie der Ärger über das bisherige Nicht-Zustandekommen eines »Viewing«, hatte David Dienstag noch einmal alle Entscheidungsträger ins Rathaus gebeten - vom Umweltbetrieb bis Ordnungsamt und Polizei.
David: »Wir werden den Platz jetzt offiziell mit einbinden.« Im Klartext: Bereits um 16 Uhr am Freitag wird der Jahnplatz komplett für den Autoverkehr gesperrt. Getreu dem Herberger-Motto »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel« beginnt die Party eine Stunde vor Anpfiff.
Möglich gemacht hat das gemeinschaftliche WM-Erlebnis, um das es laut Holtkamp den tausenden begeisterten Fans mehr geht als um gestochen scharfe TV-Bilder, die Entscheidung des Mediawand-Betreibers Business-Impulse, der die Anlage kostenlos bereitstellt und sich um die komplizierten Rechtsfragen kümmert. Elektro-Brune sorgt für die Elektrik, R+H für den guten Ton zum Bild. Dazu wird es gastronomische Angebote geben und eine Platzreinigung nach Ende des rauschenden Fußballfestes. David: »Da wird gemeinsam gejubelt oder getrauert, wenn wir verlieren. Aber davon gehe ich nicht aus.«
Bundesligist Arminia, verspricht Finanzchef Roland Kentsch, sorgt mit seiner Sicherheitserfahrung für die reibungslose Organisation. David und Holtkamp nutzten die Präsentation des Viewing-Konzeptes, um noch einmal das bisherige Scheitern des gemeinsamen Fernseherlebnisses zu rechtfertigen. Man habe mehr als ein Jahr verhandelt, aber keine Sponsoren in der heimischen Wirtschaft gefunden. Jetzt heißt es Daumen drücken für Klinsi & Co.: Scheidet Deutschland aus, wird abgeschaltet.

Artikel vom 28.06.2006