28.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenn das Leben
aus der Bahn gerät

Neuer Erzählband von Peter Bornhöft erschienen

Bielefeld (uj). Der fünfjährige Max ist beim Turnen auf den Boden geschlagen, weil sich die Turnstange aus der Verankerung gelöst hat. Der Unfall, an dem sich Max' Großvater die Schuld gibt, stürzt diesen in eine tiefe Sinn- und Lebenskrise, an dessen Ende der Tod steht.

Unter dem Titel »Zeitwechsel« hat der Bielefelder Autor Peter Bornhöft drei neue Erzählungen veröffentlicht. Es sind Geschichten, die von den Schattenseiten des Lebens erzählen und davon, wie größere und kleinere persönliche Katastrophen ein Leben aus der Bahn werfen und ihm eine komplett neue Richtung geben können.
Bezeichnend dafür sind schon die Titel: »Die Veränderung«, »Irreparabel« und »Zeitwechsel« künden von Wechseln und Wenden. Die handelnden Personen fallen durch äußere Umstände aus der Zeit oder aus ihrem bisherigen Rhythmus heraus und werden auf diese Art mit der Fragwürdigkeit ihres bisherigen Lebens konfrontiert.
Der Großvater wird krank vor Angst um seinen Enkel. Nach Rückzug aus dem Leben und Depression stirbt er an Krebs.
Eine alte Frau versucht die Verbrechen ihrer Generation in der Zeit des Nationalsozialismus zu relativieren und beharrt gegenüber ihrer Enkelin auf der herausragenden Bedeutung der eigenen Opfer.
Ein ehemaliger Uhrmacher ist besessen von der Idee, mit der Installation einer möglichst großen Anzahl von Uhren die Simultaneität der Zeit auf der Erde anschaulich darzustellen. Durch die lebensbedrohliche Krankheit seines Freundes erscheinen ihm seine Pläne in einem neuen Licht.
Auf ebenso eindringliche wie unspektakuläre Weise erzählt Peter Bornhöft seine Geschichten. In fließendem Erzählstil skizziert er Szenarien, die dem Leser genügend Raum lassen, sie mit eigenen Bildern aufzufüllt. Ohne zu werten, beschreibt Bornhöft Wege und Irrwege und erweist sich dabei als detailscharfer, menschlich gereifter Beobachter.
Peter Bornhöft, 1936 in Rostock geboren, wuchs am Niederrhein auf und studierte von 1958 bis 1964 Germanistik und Geschichte in Münster und Tübingen. Von 1968 bis 2000 war er als Lehrer am Max-Planck-Gymnasium tätig.
Seit 1985 veröffentlicht er regelmäßig in diversen Magazinen. Als Buchveröffentlichungen liegen vor der Prosaband »Irgendwo ist auch woanders« (1990), ein Zyklus von Liebesgedichten »Übers Wasser gehen« (1995), der Essay »Die Mysterien des Körpers, Veruch über Schlaf, Liebe, Versekung und Tod« (1997), das Kinderbuch »Adriane spricht mit dem Mond« (2004) und der Gedichtband »Warum wir so leben« (2004).
Peter Bornhöft: Zeitwechsel, Erzählungen, Mauer Verlag, ISBN 3-938606-02-9.

Artikel vom 28.06.2006