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Mozart mal ostwestfälisch

CD-Box mit Klavierkonzerten auf Gut Holzhausen eingespielt

Von Wolfgang Braun
Nieheim (WB). Mit dem Erscheinen einer preisgünstigen Box mit zehn CDs ist das sechsjährige, ehrgeizige Mozart-Projekt jetzt abgeschlossen.
Brachten das ehrgeizige Mozart-Projekt auf zehn CDs zum Abschluss: der Dirigent Frank Beermann (li.) und der Pianist Mathias Kirschnereit.
Die vollständige, von Kritikern viel beachtete Neueinspielung sämtlicher Klavierkonzerte des vor 250 Jahren geborenen Genius mit Matthias Kirschnereit als Pianisten und den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Frank Beermann war 1999 begonnen wurden. Frank Beermann - er feiert derzeit mit Mozarts »Entführung aus dem Serail« an der Leipziger Oper mit dem Gewandhausorchester Triumphe - lebt auf dem Kulturgut Holzhausen bei Nieheim. Wie er hatte auch Kirschnereit an der Hochschule für Musik in Detmold studiert: »Man könnte also diese Neueinspielung der Klavierkonzerte als ostwestfälischen Mozart« bezeichnen, freute sich Beermann augenzwinkernd, diesen wohl wichtigsten Beitrag zum Mozartjahr vorstellen zu können. Auch die Klavierproben für die Einspielung fanden auf dem Kulturgut statt. Der freiberuflich tätige Dirigent arbeitet an vielen großen Opernhäusern der Republik und hat in der Region bereits unter anderem mit Inszenierungen von Wagners Tannhäuser und dem Fliegenden Holländer am Mindener Stadttheater von sich reden gemacht.
Kritiker bescheinigen dem Pianisten Matthias Kirschnereit für seine Mozart-Einspielungen einen »unprätentiösen, feinsinnigen Musizierstil«. Bei aller musikalischen und technischen Überlegenheit komme ihm nie die nötige Portion Spontaneität abhanden. »Mozart gelingt nur in den glücklichsten Momenten«, meinte Kirschnereit selbst. Jeden Ton, jede Phrase, jede Gemütsregung, jedes Tempo mit Liebe und Leben zu füllen, ohne dass es gewollt klinge, stelle einen fortwährenden Balanceakt dar. In seiner Interpretation Mozarts habe er sich an die Kriterien der Natürlichkeit, Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit gehalten, schreibt er im informativen Booklet zur CD-Box. Der wundervolle Einklang zwischen dem Solisten und dem Orchester macht die Aufnahme der etwa 23 Konzertwerke erst recht zu einem Ereignis, das Experten und Musikfreunde aufhören lässt.
Die Einspielungen waren in ihren Rahmenbedingungen indes nicht unproblematisch. »Arte Nova, das Label, das die Box produziert hatte, wechselte in den letzten Jahren mehrmals die Besitzer. Die Branche erlebt jetzt unruhige Zeiten«, sagt Beermann.
Am 14. und 15 Juli leitet er auf dem Kulturgut Holzhausen das Sommerfestival unter dem Motto »Das Wien der neuen Klänge« mit Kompositionen von Schönberg, Webern, Berg und Mozart.

Artikel vom 01.07.2006