28.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Trat gestern mit einem »Tschüs« von der politischen Bühne ab: Ex-Außenminister Joschka Fischer.

Fischer: »Ich bin jetzt ein älterer Herr«

Abschied aus der Politik

Berlin (Reuters). Ex-Außenminister Joschka Fischer hat seinen Abschied aus der Politik erklärt. »Die Tür ist zu und der Schlüssel wird umgedreht und weggeworfen«, sagte die langjährige Galionsfigur der Grünen gestern in Berlin nach einer Sitzung seiner Fraktion.

Fischer kündigte an, noch während der Ende kommender Woche beginnenden Sommerpause sein Bundestagsmandat niederzulegen. »Die Entscheidung ist definitiv«, sagte der 58-Jährige. Fischer, der oft Interesse auch auf europäische Spitzenposten erkennen hat lassen, bestritt diese Ambition: »Ich habe keine Absicht in der internationalen Politik.« Der großen Koalition prophezeite Fischer ein baldiges Scheitern. Bei seinem 20-minütigen Auftritt vor der Tür der Grünen-Fraktion musste der sichtlich bewegte Politiker mehrfach um Fassung ringen. »Ich gebe zu, es ist ein Abschied in Wehmut, auch wenn ich mich auf diesen Tag gefreut habe.«
Im Herbst wird Fischer eine Gastprofessur an der Princeton University in den USA annehmen. Fischer, der seine Partei oft autoritär beherrscht hat, fand versöhnliche Worte. »Ich bin meiner Partei und der Fraktion unendlich dankbar, auch für den endlosen Streit«, sagte er. Die Grünen hätten »unendlich viel erreicht« und das Land zum besseren verändert. Fischer schloss mehrfach eine Rückkehr in ein politisches Amt aus, versicherte jedoch, seiner Partei »mit etwas Abstand vom Altenteil aus« und als »älterer Herr« zu unterstützen. »Insofern ist das kein definitiver Abschied.«
Selbst für die von ihm oft geschmähten Journalisten fand »Privatmann« Fischer versöhnliche Worte und sogar eine Entschuldigung: »Ich habe sie nicht immer so behandelt, wie sie es sich gewünscht haben«, manchmal habe er sich auch »daneben benommen«, sagte Fischer, nicht ohne eine Warnung hinzuzufügen, seine Privatsphäre künftig zu respektieren: »Ich bin jetzt Privatmann, das heißt für Sie, dass es Sie nicht interessiert, was ich tue.«

Artikel vom 28.06.2006