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Gute-Laune-Land Deutschland
Stimmung stark,
Spiele mäßig

Von Klaus Lükewille






Feiertage ohne Ende: Deutschland im Juni 2006, diese WM macht die Republik zu einer riesengroßen Party-Stätte. Und was besonders wichtig ist: Fröhlich und friedlich genießen nicht nur Fußball-Fans diese Zeit. Man glaubt es kaum. Deutschland - ein Gute-Laune-Land.
Die Zuschauer feiern die Mannschaften, und sie feiern sich dabei auch ein bisschen selbst. Wenn die Wellen durch die Arenen schwappen, stört es sie wenig, dass viele sportliche Darbietungen bisher kein besonders hohes Niveau erreichten. Die Stimmung stimmt, die Spiele könnten besser sein.
Deutlich ist der unansehnliche Trend zum Ergebnis-Fußball zu erkennen. Italien, England, ja, sogar Weltmeister Brasilien, sie bevorzugen das Sicherheits-Rezept. Auch die Spanier, die so furios gegen die Ukraine begannen, setzten gegen Frankreich nicht mehr auf volle Offensive - und bezahlten die veränderte Taktik mit dem vorzeitigen Scheitern. Nur zwei Mannschaften boten mehrfach sehenswerten Erlebnisfußball: Argentinien und Gastgeber Deutschland.
Dass diese beiden Vertreter der modernen und mutigen Stilrichtung jetzt schon aufeinander treffen, ist nicht gut für dieses Turnier. Einer fliegt raus. Egal wer, in jedem Fall viel zu früh. Denn nach dem jetzigen Bewertungsstand müssten sich Argentinien und Deutschland erst am 9. Juli im Finale von Berlin gegenüber stehen - und nicht schon Freitag an gleicher Stätte.
Schade ist auch, dass kein Außenseiter die Runde der letzten Acht erreichte. Australien war gegen die Italiener am nächsten dran, wurde dann aber vom Schiedsrichter mit einem falschen Elfmeter-Pfiff gestoppt.
Im Viertelfinale sind sie jetzt also wieder unter sich, die üblichen Verdächtigen. Hoffentlich mit mehr Schwung, mit mehr Risiko, mit mehr Leidenschaft. Den Deutschen und den Argentiniern muss das nicht gesagt werden. Die spielen schon so. Weltmeisterlich.

Artikel vom 29.06.2006