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Brüder und
Schwestern
aus aller Welt

Von Sandra Diekmann
Im Ausland studieren - das klingt super. Ein neues Land, eine neue Stadt, eine neu Uni - aber auch tausend Fragen. Wo ist die Bibliothek? Welche Kurse muss ich belegen? Wie knüpfe ich am besten Kontakt zu Einheimischen?

Wie vielen deutschen Studenten im Ausland, geht es auch ausländischen Studierenden, die neu in Bielefeld sind. Das »Brother-Sister-Programm« des Akademischen Auslandsamtes gibt Unterstützung. Auf Wunsch bekommen Studenten aus dem Ausland einen deutschen Mentor zur Seite gestellt, der dabei hilft, Startschwierigkeiten zu meistern.
»Ziel des Programms ist es, den Kontakt zwischen ausländischen und einheimischen Studenten zu verbessern«, sagt Silvia Gehring, die für die Koordination des »Brother-Sister-Programms« zuständig ist. 1998 wurde das Programm von einem ägyptischen Studenten initiiert, der sich mehr Betreuung wünschte. Seitdem haben mehr als 1000 Studierende aus 88 Ländern teilgenommen. »Die Mentoren können ihren Mentees dabei helfen, soziale Kontakte zu knüpfen, Behördengänge zu erledigen oder sich in der Bibliothek und dem Rechenzentrum zurechtzufinden. Auch gemeinsam in die Mensa oder ins Kino zu gehen, kann Sprachbarrieren abbauen«, meint Silvia Gehring.
Aber auch die Mentoren können in vielerlei Hinsicht von ihrem Engagement profitieren. Sie können die Kultur und die Sprache ihres Mentees kennen lernen, Kontakte für eigene Auslandsaufenthalte knüpfen und sich abschließend ein Zeugnis für das geleistete Ehrenamt ausstellen lassen.
Zusätzlich zur Vermittlung der Partner veranstaltet das Programm in regelmäßigen Abständen Schulungen, welche die Mentoren auf kulturelle Unterschiede und mögliche Verständigungsprobleme vorbereiten. Natürlich gibt es auch immer wieder Partys und Themenabende, an denen alle Teilnehmer zusammenkommen und Erfahrungen austauschen. Hier sind dann häufig auch viele ehemalige Teilnehmer dabei, die sich dem Programm immer noch verbunden fühlen. »Eigentlich ist die Betreuung auf ein Semester angelegt, viele Studenten bleiben aber wesentlich länger in Kontakt, oft über den Auslandsaufenthalt hinaus«, betont Silvia Gehring.
Soziologiestudent Tobias Prinzhorn ist bereits seit drei Semestern Mentor im »Bro-ther-Sister-Programm« und hat bisher fast nur positive Erfahrungen gemacht. »Man kann andere Kulturen kennen lernen, trainiert seine Sprachfähigkeit und gewinnt viele neue Freunde«, sagt der 23-Jährige. »Ich kann das Programm nur jedem weiterempfehlen.« Momentan betreut er gleich mehrere Studenten aus Shanghai, mit denen er sich regelmäßig in der Uni und zu privaten Unternehmungen trifft.
Zum kommenden Wintersemester wird der Betreuungsbedarf wieder rapide ansteigen, denn dann kommen besonders viele ausländische Studierende nach Bielefeld. Neue Mentoren aller Fachrichtungen werden also immer gesucht. »Wir freuen uns besonders über Mentoren aus den Bereichen Wirtschaft und Naturwissenschaften, denn hier gibt es besonders viele ausländische Studenten. Die Mentoren können ihren Mentees dann auch in Fachfragen behilflich sein«, bekräftigt die Koordinatorin.

Artikel vom 04.07.2006