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Bruno: Anzeigen
gegen Minister

Steiff näht Plüschbär mit Trauerflor

München (dpa). Der Tod von Braunbär »Bruno« wird auch zum Fall für die Justiz. Bei der Staatsanwaltschaft München II gingen bis gestern elf Strafanzeigen gegen den bayerischen Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) und die beteiligten Jäger ein.

Ihnen würden Verstöße gegen die Jagdschutzgesetze und das Tierschutzgesetz vorgeworfen, sagte der stellvertretende Behördenleiter, Oberstaatsanwalt Eduard Mayer. Im bayerischen Landtag wächst der Druck auf Schnappauf. Die SPD-Fraktion verlangte seinen Rücktritt. Schnappauf werde zum »Problemminister«, hieß es.
Der Verein Tierfreunde Hellabrunn verlangte ebenfalls Konsequenzen für den »Schad-, Problem- und Risikominister«. Schnappauf habe den Abschuss nicht auf Notsituationen begrenzt und die Fangalternative des Münchner Tierpark-Direktors Henning Wiesner abgelehnt. Wiesner wollte »Bruno« mit einem Blasrohr betäuben - dies sei ihm bereits bei Jaguaren geglückt.
Der Braunbär sei Montag früh von einem »staatlich beauftragten Sicherheitsteam des Landratsamtes Miesbach« getötet worden. Das berichtete der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) gestern und betonte, das Tier sei nicht von Privatjägern erlegt worden.
Der Kadaver werde untersucht und eine DNA-Analyse erstellt, sagte der Sprecher des bayerischen Umweltministeriums, Roland Eichhorn. Das Tier soll ausgestopft ins Museum kommen. Der Ministerpräsident des österreichischen Bundeslandes Tirol, Herwig van Staa, hat davor gewarnt, »Brunos« Schicksal zu vermenschlichen. Bei der Bewertung des Abschusses dürfe man nicht vergessen, dass es in Europa 30 000 bis 40 000 Braunbären gebe, von denen jährlich etwa 4000 geschossen würden. Der Braunbär sei keine aussterbende Wildtierrasse. »Ein Braunbär ist kein Kuscheltier«, mahnte Van Staa. Ihm täten auch die gerissenen Schafe leid.
Stofftierhersteller Steiff kündigte eine Sonderedition (2000 Stück) von »Bruno« an. Der Plüschbär sei 30 Zentimeter groß und werde mit einer schwarzen Schleife als Trauerflor Ende dieser Woche ausgeliefert.Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 28.06.2006