01.07.2006
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Begonnen hatte es mit einer Reise nach Weimar. In der Stadt von Goethe und Schiller begegneten die Teilnehmer nicht nur dem Werk der beiden großen deutschen Dichter, sondern auch dem Schauspieler Christian Quadflieg, der dem gedruckten Wort seine Stimme lieh. Die Premiere war ausgebucht!
Vorher hatte Butkus jedoch auch feststellen müssen, dass es nicht reicht, Hotel, Bus und Promi zu buchen. »Es muss ja alles seine Ordnung haben -Êmit Sicherungsschein und den anderen notwendigen Formalitäten. Das ist zwar ein hoher bürokratischer Aufwand, aber ich habe im Sinne der Kunden viel Verständnis dafür.« Schließlich macht der Verleger selbst auch Urlaub und kennt die Rolle des Reisegastes nur zu gut.
Drei Reisebegleiter sind in der Aufbauphase von »Poétour« jeweils mit von der Partie. »Das ist kein Luxus, sondern anfangs eine Notwendigkeit«, stellt Butkus fest, »so können wir besser an der Qualität feilen.« Denn Literaturreisen sind stets Angebote im Hochpreissegment. In Weimar beispielsweise wohnen die Teilnehmer im traditionsreichen Fünf-Sterne-Hotel »Elephant«. Und natürlich lassen sich Prominente wie Christian Quadflieg oder Hans-Peter Hallwachs auch vortrefflich honorieren. »Das lässt sich insgesamt nur finanzieren, wenn wir mit diesen Künstlern vor Ort eine öffentliche Lesung durchführen, die auch von den Einheimischen besucht werden kann. Quadflieg und Hallwachs standen unseren Gästen aber hinterher noch beim Dinner exklusiv für Gespräche zur Verfügung. Beide genossen die ungezwungene Art, über Literatur und Theater zu reden. Und auch Nina Petri hat schon Interesse bekundet, mal bei uns aufzutreten.« Das Problem der »Jungen Garde« deutscher Schauspieler sei, dass diese sehr auf Filmdreharbeiten fixiert seien. Sie lassen sich also stets in ihre Verträge eine Ausstiegsklausel hineinschreiben, die sie im Falle eines lukrativen Film- oder TV-Angebotes von der Auftrittsverpflichtung bei Lesungen befreit.
Butkus hat bei den ersten Reisen schon zahlreiche Wünsche für zukünftige Veranstaltungen entgegen genommen. Dabei fielen immer wieder die Namen Bruno Ganz, Hannelore Hoger und Eva Matthes. Und als Ziel steht Dresden ganz oben auf der Wunschliste. »Das werden wir auch dieses Jahr noch realisieren«, verspricht Butkus, »allerdings nicht als Literatur-, sondern als Kunstreise auf den Spuren des expressionistischen Malers Peter August Böckstiegel.« Dresden sei allerdings auch als Erich-Kästner-Reise vorstellbar. Schließlich hat Hans-Peter Hallwachs den »Fabian« gespielt, und es gibt noch genügend Orte im Elbflorenz, die an Kästner erinnern.
Vorstellbar sei auch, Reisen in Kooperation mit der Deutschen Bahn durchzuführen. So könnten Interessenten aus ganz Deutschland gewonnen werden.
Artikel vom 01.07.2006