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Ziel der Tortur
ist ein Trip
nach Hawaii

Uwe Morgenroth trainiert für Ironman

Von Peter Monke (Text und Fotos)
Senne (WB). Sein Ziel ist »die Tour de France der Triathleten« - der »Ironman« auf Hawaii. Seit viereinhalb Jahren arbeitet Uwe Morgenroth (52) an diesem Traum, trainiert bis zu 22 Stunden in der Woche nach einem detailliert ausgetüftelten Plan. Am kommenden Sonntag wird es nun erstmals ernst: Auf dem Programm steht sein erster richtiger Ironman in Roth bei Nürnberg.

Die Tortur beginnt mit 3,8 Kilometern Schwimmen. Den Mittelteil bildet ein 180 Kilometer langes Stück, das per Fahrrad zurückzulegen ist, ehe ein Marathon von 42,125 Kilometern als Schlussdisziplin wartet. In 15 Stunden - so Morgenroths vorsichtige Schätzung - soll alles erledigt sein. Vereinskameraden vom TSV Eintracht 1890 Bielefeld trauen ihm jedoch durchaus auch Zeiten zwischen zwölf und 13 Stunden zu.
Noch vor fünf Jahren wäre ein solches Vorhaben undenkbar gewesen. »Ich war völlig untrainiert, habe höchstens mal ein bisschen Badminton gespielt oder auf dem Surfbrett gestanden«, sagt Morgenroth. Von sportlichem Ehrgeiz fehlte jede Spur, bis zu jenem Sonntagmorgen, an dem sich alles ändern sollte. »Ich lag gemütlich im Bett und zappte durch die Programm, bis ich plötzlich bei einer Übertragung des Ironman auf Hawaii hängen blieb«, erzählt Morgenroth. Die Faszination dieser Bilder habe ihn fortan nicht mehr losgelassen und es reifte der Entschluss: »Da will ich selbst einmal an den Start gehen.«
Wie beschwerlich dieses Vorhaben werden würde, merkte der damals 47-Jährige jedoch sehr schnell. Vor allem das Schwimmen bereitete Probleme: »Ich habe gedacht, ich könnte kraulen, wurde aber eines besseren belehrt«, sagt Morgenroth. Bei der ersten 50-Meter-Bahn habe er sich nach 25 Metern am Beckenrand festhalten müssen, so anstrengend sei dies gewesen, und im ersten halben Jahr habe er während der Trainingseinheiten oft gedacht, »gleich sterben zu müssen«. Gut, dass sich beim Laufen und Rad fahren schneller Fortschritte einstellten - auch wenn Morgenroth von Anfängerfehlern nicht verschont blieb: »Ich habe zu schnell zu viel trainiert, die Folge waren Knieschmerzen und Blasen an den Füßen. Das ist das Lehrgeld, das jeder Anfänger zahlen muss.«
Heute schwört Morgenroth auf seinen Trainingsplan, der ihm genau vorschreibt, welche Einheiten unter welcher Pulsbelastung zu absolvieren sind. Halbjährliche Laktattests helfen ihm dabei, die optimalen Pulswerte fürs Training zu ermitteln. Außerdem achtet der 52-Jährige genau auf seine Ernährung, die fettarm und besonders vor Wettkämpfen sehr reich an Kohlehydraten ist. Motivation bekommt Morgenroth vor allem von seiner Frau Christine und aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis. »Viele, die mich länger nicht gesehen haben, loben meine Fitness und wie gut ich mich für mein Alter gehalten habe. Dank der sportlichen Betätigung bin ich in den letzten viereinhalb Jahren außerdem nie krank gewesen.«
Der Ironman in Roth soll für Morgenroth eine erste Standortbestimmung sein. »Ich will sehen, wie weit ich von den Qualifikationszeiten für Hawaii in meiner Altersklasse noch entfernt bin.« Gut vorbereitet fühlt er sich in jedem Fall: Der Hermannslauf im Frühjahr war eine guter Test für die Marathon-Disziplin, am Feinschliff im Schwimmen arbeitete er in den letzten Wochen im Senner Waldbad und die nötige Härte für das Rad fahren holte sich Morgenroth bereits bei einem Trainingslager auf Mallorca Ende März: »Da bin ich in knapp zwei Wochen 1350 Kilometer gefahren.«
Wenige Tage vor dem Wettkampf lässt er es nun etwas ruhiger angehen: Kräfte sammeln ist angesagt, um es in Roth »richtig krachen zu lassen«. Diese Traditionsveranstaltung soll ein erster Höhepunkt im Triathlon-Leben des Uwe Morgenroth werden - und kann für ihn letztlich doch nur Zwischenstation auf dem Weg zu höheren Zielen sein. Denn: »Ein echter Triathlet ist man erst, wenn man einmal im ÝMekkaÜ Hawaii dabei gewesen ist.«

Artikel vom 28.06.2006