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Ribéry ist der neue Zidane

Frankreichs Odonkor von Olympique Marseille startete durch

Von Jens Brinkmeier
Frankfurt/Main (WB). Frankreichs David Odonkor heißt Franck Ribéry. Doch anders als der deutsche Shootingstar nimmt der 23-Jährige bei dieser WM bereits eine Hauptrolle in der »Equipe tricolore« ein.

So soll es auch heute im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Brasilien sein. Wie auch Odonkor hatte Ribéry vor der Benennung der Kader kein einziges Länderspiel in der A-Mannschaft gemacht und war für die U 21-EM in Portugal fest eingeplant.
Doch wie beim jungen Dortmunder kam es anders: Frankreichs Trainer Raymond Domenech zauberte Ribéry aus dem Hut und ließ dafür sogar Champions-League-Sieger Ludovic Guily vom FC Barcelona zu Hause. Der hatte zwar auch eine gute Saison gespielt, doch Franck Ribéry hatte den Coach in seinen 35 Einsätzen für »OM« noch mehr überzeugt. Da gab es auch einige kritische Stimmen, doch das Blatt hat sich zu Gunsten des nur 1,70 Meter großen Akteurs gewendet.
Seine ersten beiden Länderspiele machte der 23-Jährige Ende Mai gegen Mexiko (1:0) und Dänemark (2:0). Der in Boulogne-sur-Mer Geborene soll ein neuer Zidane sein. Seine erste Bewährungschance als Vertreter des großen »Zizou« folgte im dritten Vorrundenspiel, als der Star gesperrt fehlte: Ribéry führte sein Team zum 2:0-Sieg über Togo und ist nun fester Bestandteil der Mannschaft des Weltmeisters von 1998.
Zumal der Mittelfeldspieler auch neben Zidane überzeugte. Im Achtelfinale gegen Spanien liefen die beiden Seite an Seite auf und erzielten jeweils ein Tor. Franck Ribéry kam über die rechte Seite und traf zum wichtigen 1:1, »ZZ top« zog hinter der einzigen echten Spitze Henry die Fäden und stellte den 3:1-Endstand her. Um die Akzeptanz im ältesten Team dieser WM (Durchschnittsalter 30 Jahre) macht sich der Youngster keine Sorgen: »Ich versuche mein Bestes und werde von den älteren Spielern unterstützt«, sagt er.
Der »neue Zidane« hat einen beschwerlichen Weg hinter sich. Als Kind überlebte Ribéry schwer verletzt einen Autounfall, die Narben in seinem Gesicht zeugen noch heute von diesem Erlebnis. Nach den Stationen Olympique Ales, Stade Brest und FC Metz wechselte der damals 21-Jährige im Februar 2005 für fünf Millionen Euro zu Galatasaray Istanbul. Doch der inzwischen zum Islam konvertierte Mittelfeldspieler wurde in der Türkei nicht glücklich; zudem konnte »Gala« das Gehalt nicht mehr zahlen.
Da kam der Ruf aus Marseille gerade recht: Nach 14 Spielen in fünf Monaten ging es zurück in die Heimat. In Marseille möchte Ribéry aber auch nicht mehr bleiben. Der Weg soll trotz des Vertrags bis 2010 zu Meister Lyon führen.

Artikel vom 01.07.2006