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»An den Vorwürfen ist nichts dran«

Radsport: Ullrich dementiert Verwicklung in spanischen Dopingskandal

Madrid (dpa). Sechs Tage vor Beginn der Tour de France soll bei den Ermittlungen im spanischen Radsport-Doping-Skandal nach Informationen der Zeitung »El País« auch Jan Ullrich ins Visier der Fahnder geraten sein.

Die Polizei habe bei Hausdurchsuchungen mit Codes versehene Blutkonserven entdeckt und prüfe nun, ob es eine Verbindung zu dem T-Mobile-Kapitän gebe, berichtete das Blatt gestern. Einige dieser Präparate seien mit der Aufschrift »Hijo Rudicio« (Sohn Rudicio) gekennzeichnet gewesen.
Hinter »Rudicio« könne sich Teamchef und Ullrich-Intimus Rudy Pevenage verbergen, schrieb »El País« unter Berufung auf den als geheim geltenden Ermittlungsbericht. Mit dem »Sohn« könne demnach Ullrich selbst gemeint gewesen sein.
»Ich habe nichts mit der Sache zu tun«, ließ Ullrich gestern auf der Internetseite seines Sponsors T-Mobile zu den Anschuldigungen verlauten. »An den Vorwürfen ist absolut nichts dran«, teilte Pevenage auf dem gleichen Weg mit.
Die mit roten Blutkörperchen angereicherten Blutkonserven sollen nach Angaben des Blattes »Hijo Rudicio« am 1. Mai, wenige Tage vor dem Beginn des Giro d'Italia verabreicht worden sein. Eine weitere Transfusion sei für den 20. Juni geplant gewesen, also kurz vor dem Start der Tour de France. Die Fahnder seien zudem bei den Hausdurchsuchungen auf Inventarlisten von in Kühlschränken gelagerten Substanzen aus dem Jahr 2004 mit dem Eintrag »Jan« gestoßen.
»Wir nehmen die Sache ernst. Das sind schwere Anschuldigungen. Wir kontaktieren jetzt alle Beteiligten, Ullrich, die spanischen Ermittlungsbehörden, Pevenage und die Tour-Organisation ASO. Wir untersuchen, wie es zu diesen Vermutungen kommt und müssen reagieren - so oder so. Aber wir müssen kühlen Kopf bewahren; bislang liegt uns nur ein Zeitungsartikel vor. Die Fakten- und Beweislage ist im Moment völlig unklar.« Mit diesen Worten reagierte Christian Frommert, Sportkommunikationsleiter bei T-Mobile International, auf die Vorwürfe des spanischen Blattes.
Der nach Überzeugung der Ermittler von dem Sportarzt Eufemiano Fuentes geleitete Doping-Ring war Ende Mai zerschlagen worden. Damals hatte der spanische Radiosender »Cadena Ser« berichtet, Ullrich habe Verbindungen zu dem Mediziner gehabt.
Ullrich hatte eine Verstrickung in den Skandal schon während des Giro d'Italia dementiert: »Es ist eine Frechheit, meinen Namen in diesem Zusammenhang zu nennen.«

Artikel vom 27.06.2006